{"id":9662,"date":"2020-12-08T12:50:31","date_gmt":"2020-12-08T11:50:31","guid":{"rendered":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/?p=9662"},"modified":"2021-11-24T09:19:55","modified_gmt":"2021-11-24T08:19:55","slug":"prof-dr-rudolf-staudigl-zu-strom-und-wasserstoff","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/prof-dr-rudolf-staudigl-zu-strom-und-wasserstoff\/","title":{"rendered":"Prof. Dr. Rudolf Staudigl zu Strom und Wasserstoff"},"content":{"rendered":"

[vc_row][vc_column][vc_column_text]<\/p>\n

Wacker Chemie \u2013 hart auf Kurs in die Zukunft<\/strong><\/h1>\n

Interview mit Vorstandsvorsitzendem Dr. Rudolf Staudigl \u2013 Biotechnologie, Sparprogramm und Potenzial mit Wasserstoff<\/p>\n

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Erstellt von „Artikel 05. Dezember 2020 \u2013 Seite 8, Burghauser Anzeiger“<\/em><\/strong><\/p>\n

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M\u00fcnchen.<\/strong> Die Nachricht hat f\u00fcr viel positive Resonanz gesorgt: Wacker Chemie produziert f\u00fcr das Biotechnologieunternehmen CureVac einen Impfstoff zum Schutz vor einer Covid-19 Infektion (Corona). Und auch der Verkauf der restlichen Anteile an der Siltronic AG und das Projekt \u201eZukunft gestalten\u201c hat f\u00fcr Aufmerksamkeit gesorgt. Der Konzern will sich mit \u201eZukunft gestalten\u201c weiter gegen die weltweite Konkurrenz behaupten. Die Wahlen in den USA und das neue Freihandelsabkommen im Pazifischen Raum setzen neue Rahmenbedingungen f\u00fcr das international aktive Unternehmen. Wie geht der Chemie-Konzern in die Zukunft? Dazu haben wir ein Gespr\u00e4ch mit dem Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Rudolf Staudigl gef\u00fchrt.<\/p>\n

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Herr Dr. Staudigl, frei nach einem lateinischen Sprichwort k\u00f6nnte man sagen \u201estrenuum corona iuvat*. Die Nachricht vom Beitrag der Wacker Chemie zur Produktion einer Schutzimpfung vor Corona hat eingeschlagen und den Aktienkurs befl\u00fcgelt.<\/em><\/span><\/p>\n

Dr. Rudolf Staudigl:<\/strong> Also, auf die Pandemie k\u00f6nnten wir wei\u00df Gott verzichten. Corona ist f\u00fcr alle Menschen rund um den Globus eine riesige Belastung. Aber dass wir einen Beitrag zur Produktion eines Impfstoffes zum Schutz vor einer Corona-Infektion leisten k\u00f6nnen, das freut uns nat\u00fcrlich.<\/p>\n

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Beleg f\u00fcr einen Strategiewandel?<\/strong><\/h3>\n

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Steckt dahinter ein Strategiewandel des Konzerns, dass man so schnell auf einen neuen Bedarf, zumal in der Pharmazie und in einer akuten Gefahrensituation, reagieren kann?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Das Projekt ist ein sehr gutes Beispiel f\u00fcr unsere langfristig angelegte Strategie. Wacker hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark in die Biotechnologie investiert, in moderne Standorte in Jena und in Halle, aber auch in Amsterdam, wo wir jetzt den Impfstoff f\u00fcr unseren Partner CureVac produzieren werden. In der Forschung ist Wacker im Consortium** bereits seit den 1990er Jahren erfolgreich in der Biotechnologie aktiv. Ich bin \u00fcberzeugt, hier gibt es noch viel Entwicklungspotenzial, \u00e4hnlich wie es ambitionierte Forscher in den 1960er Jahren f\u00fcr die Halbleitertechnologie und die Elektronik gesehen haben.<\/p>\n

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Eine Frage zum besseren Verst\u00e4ndnis: Was machen Sie genau in der Biotechnologie? Wird Wacker mehr und mehr zu einem Biotechnologieunternehmen?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Das nicht. Aber ich sage schon seit Jahren, dass sich die Chemie immer st\u00e4rker biologisiert. Und damit zu dem, was Wacker genau in der Biotechnologie macht: Wir erforschen Bakterien und ihre molekularen Strukturen. Wir k\u00f6nnen sie so modifizieren, dass sie genau die Molek\u00fcle produzieren, mit denen sich Antik\u00f6rper gegen Infektionen aktivieren oder Krankheiten wie zum Beispiel Krebs behandeln lassen. Wir sind hier sehr breit aufgestellt. Unser Leistungsportfolio reicht von der Grundlagenforschung \u00fcber geeignete Zellkulturen f\u00fcr die Herstellung biopharmazeutischer Wirkstoffe bis hin zur Produktion in gr\u00f6\u00dferem Ma\u00dfstab f\u00fcr Auftraggeber aus der Pharmaindustrie.<\/p>\n

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Wacker tr\u00e4gt in der aktuellen Pandemie nicht nur dazu bei, Corona erfolgreich zu bek\u00e4mpfen, sondern sieht sich wie viele andere Unternehmen vor gro\u00dfen wirtschaftlichen Herausforderungen.<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Das ist richtig. Es ist uns allerdings bis heute dank unserer detaillierten Ma\u00dfnahmenpl\u00e4ne sehr gut gelungen, die Auswirkungen von Corona auf das Unternehmen zu minimieren. Nat\u00fcrlich hatten wir im 2. Quartal einen deutlichen R\u00fcckgang beim Umsatz zu verzeichnen. Allerdings sehen wir seit August wieder steigende Ums\u00e4tze. Was uns au\u00dferdem zugute gekommen ist: Wacker hat schon lange in die Digitalisierung investiert, auch der B\u00fcroarbeit. Wir haben die n\u00f6tige Infrastruktur, die Endger\u00e4te und die Software. Wir praktizieren schon seit l\u00e4ngerer Zeit eine Kultur der auch virtuellen Zusammenarbeit und haben digitale Formen zur Pr\u00e4sentation von Produkten als Ersatz f\u00fcr Messen entwickelt. Nicht zu vergessen die IT- und Datensicherheit, die bei uns auf einem sehr hohen Stand ist und gehalten werden muss. Wichtig ist, dass auch die Netzbetreiber endlich mehr in die IT-Infrastruktur investieren, damit sie die n\u00f6tigen Bandbreiten zur Verf\u00fcgung stellen k\u00f6nnen, bis hin zu 5G. Das ist \u00fcberf\u00e4llig. In unseren Chemiebereichen wickeln wir auch bereits \u00fcber 50 Prozent des Umsatzes \u00fcber Online-Kan\u00e4le ab.<\/p>\n

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Sehen Sie denn aus unternehmerischer Sicht die Arbeit im Homeoffice als die gro\u00dfe Zukunft?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Bei Wacker ist das bereits Teil der Gegenwart. Unsere Erfahrung zeigt: Die richtige Mischung macht es.<\/p>\n

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Jetzt haben Sie bereits im vergangenen Jahr sehr detailliert die Strategie \u201eZukunft gestalten\u201c vorgestellt. Das klingt im Nachhinein so, als h\u00e4tten sie die allgemeine Krise der Wirtschaft damals schon geahnt.<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Das Projekt \u201eZukunft gestalten\u201c wurde bereits im Herbst 2019 aufgesetzt und hat mit der Corona-Krise erst einmal nichts zu tun. Es ist unsere Antwort auf l\u00e4ngerfristige Herausforderungen. Wir haben im Konzern, vor allem auch mit Blick auf den weltweiten Wettbewerb, unsere Kosten und die M\u00f6glichkeiten zu Effizienzsteigerungen st\u00e4ndig im Blick. Sonst k\u00f6nnten wir gar nicht bestehen. Zur langfristigen Strategie und zur Verantwortung f\u00fcr das Unternehmen geh\u00f6rt aber auch, dass wir in bestimmten Abst\u00e4nden alle Strukturen auf den Pr\u00fcfstand stellen, um uns f\u00fcr die Zukunft zu wappnen. Wer stehen bleibt, der f\u00e4llt zur\u00fcck. Schauen Sie sich nur die Solartechnik an: Da waren viele deutsche Unternehmen noch vor zehn Jahren weltweit f\u00fchrend. Heute ist nur noch Wacker als Hersteller von qualitativ hochwertigem Polysilicium f\u00fcr die Photovoltaik-Industrie aktiv und erfolgreich. Unser Hauptmarkt in diesem Gesch\u00e4ft ist China. Und da treffen wir auf einen gnadenlosen Preiswettbewerb. In vielen Bereichen und Branchen haben Deutschland und deutsche Unternehmen nicht nur ihre F\u00fchrerschaft verloren, sondern sich ganz aus dem Markt verabschiedet.<\/p>\n

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Keine betriebsbedingten K\u00fcndigungen<\/strong><\/h3>\n

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Apropos verabschieden. Wacker hat angek\u00fcndigt, seine Beteiligung von etwas mehr als 30 Prozent an Siltronic an GlobalWafers aus Taiwan zu ver\u00e4u\u00dfern.<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Wir haben immer gesagt, dass wir mittelfristig und zu gegebener Zeit unsere Anteile an der Siltronic abgeben wollen. Da ergibt sich jetzt eine gute Gelegenheit und deshalb haben wir \u00fcber einen Ausstieg verhandelt. Die Verhandlungen sind schon weit fortgeschritten, aber noch nicht endg\u00fcltig abgeschlossen und auch der Aufsichtsrat von Wacker muss dem Verkauf noch zustimmen.<\/p>\n

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Kommen wir zur\u00fcck zum Programm \u201eZukunft gestalten\u201c. Welche Ziele verfolgen Sie damit?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Wir stellen unsere Gesch\u00e4fts- und Zentralbereiche so auf, dass wir schneller agieren, komplexe Strukturen und Abl\u00e4ufe vereinfachen und die regionale und lokale Verantwortung st\u00e4rken. Die Devise lautet: Weniger ist mehr. Und wir senken unsere Kosten deutlich. Insgesamt wollen wir 250 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Die H\u00e4lfte davon aus Sachkosten, die andere H\u00e4lfte aus Personalkosten. Alle diese Ma\u00dfnahmen dienen dazu, unsere Wettbewerbsf\u00e4higkeit international zu sichern. Diese Einsparungen sind notwendig, damit wir f\u00fcr das weitere Wachstum ausreichend finanziellen Spielraum haben. Wir m\u00fcssen aufpassen, dass wir hier im internationalen Wettbewerb nicht zur\u00fcckfallen. Wir wollen ja unsere erfolgreichen Gesch\u00e4ftsbereiche mit gezielten Investitionen weiterentwickeln. Im Silicongesch\u00e4ft haben wir uns in den letzten Jahren weltweit von Platz drei auf Platz zwei vorgearbeitet. Im Polymergesch\u00e4ft gilt es, unsere f\u00fchrende Position im Markt zu verteidigen und auszubauen. Und in der Biotechnologie wollen wir in innovative und vielversprechende Projekte und Technologien kr\u00e4ftig weiter investieren. Unser Beitrag zur Impfstoffproduktion ist ein Beleg daf\u00fcr.<\/p>\n

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Wo stehen Sie aktuell in dem Programm \u201eZukunft gestalten\u201c?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Bei den Sachkosten sind wir schon gut unterwegs. Heuer liegen die Einsparungen bei \u00fcber 50 Millionen Euro, im kommenden Jahr werden es \u00fcber 100 Millionen sein. Bei den Personalkosten erwarten wir wesentliche Einsparungen ab dem n\u00e4chsten Jahr. Das volle Einsparvolumen aus allen Ma\u00dfnahmen wollen wir sp\u00e4testens 2023 erzielen.<\/p>\n

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Sie haben sich mit dem Betriebsrat darauf geeinigt, dass weltweit 1200 Stellen wegfallen sollen. Davon rund 200 im Ausland und rund 1000 in Deutschland. Dass dies ohne betriebsbedingte K\u00fcndigungen geschehen soll, hat f\u00fcr ein h\u00f6rbares Aufatmen in der Belegschaft gesorgt.<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Es war uns ein wichtiges Anliegen, dass wir den Stellenabbau sozialvertr\u00e4glich gestalten. Der Schritt, Stellen abzubauen, f\u00e4llt niemandem leicht. Gerade weil unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gute Arbeit leisten. \u00dcber viele Jahre und Jahrzehnte. Es ist auch in Zukunft so, dass wir motivierte und leistungsbereite Mitarbeiter brauchen. Deshalb bleiben Aus- und Weiterbildung auch die S\u00e4ulen f\u00fcr unser Wissen von morgen.<\/p>\n

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Wacker bietet seinen Mitarbeitern \u00fcber die Pensionskasse seit Jahrzehnten ein interessantes Angebot in der betrieblichen Altersvorsorge. Sie haben aber schon mehrfach darauf hingewiesen, dass das Unternehmen immer wieder hohe Betr\u00e4ge in die Pensionskasse einzahlen muss, um die Anspr\u00fcche zu sichern. Wird es die betriebliche Altersvorsorge in Zukunft bei Wacker nicht mehr geben?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Nat\u00fcrlich halten wir an der betrieblichen Altersvorsorge fest. Sie hat bei Wacker einen hohen Stellenwert. Aber wir haben dringenden Handlungsbedarf, das jetzige Modell zu reformieren, damit wir auf Dauer die Existenz des Unternehmens nicht gef\u00e4hrden. Es sind vor allem zwei Dinge, die uns das Leben schwer machen. Die Zinsen f\u00fcr Geldanlagen sind seit Jahren extrem niedrig und fallen weiter. Und die Finanzaufsicht in Deutschland, die BaFin, l\u00e4sst f\u00fcr die Pensionskassen von Unternehmen keine zeitgem\u00e4\u00dfe Beteiligung an den Aktienm\u00e4rkten zu, um angemessen an der Wertsch\u00f6pfung in der Wirtschaft zu partizipieren. Mit dieser Herausforderung sind alle betrieblichen Vorsorgekassen konfrontiert. Trotzdem schaffen es unsere Experten in der Pensionskasse denkbar gut, die Anlagen zu managen. F\u00fcr Neueinstellungen haben wir vor 15 Jahren schon reagiert, aber Altverpflichtungen belasten uns sehr stark, wie sich aus der Bilanz ersehen l\u00e4sst.<\/p>\n

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International hat sich einiges getan, was auch Einfluss auf das Gesch\u00e4ft von Wacker haben k\u00f6nnte. Joe Biden wird neuer Pr\u00e4sident in den USA. Glauben Sie, dass das Handelskonflikte weltweit entsch\u00e4rfen k\u00f6nnte?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Ich hoffe es. Aber wir sollten nicht zu gro\u00dfe Erwartungen haben. Dass es jetzt eine Wendung um 180 Grad geben wird, daran glaube ich nicht. Ich bin mir aber sicher, dass der neue amerikanische Pr\u00e4sident wieder auf die Partner zugeht und sie wieder vern\u00fcnftig miteinander reden. Im \u00dcbrigen sind die USA nicht allein verantwortlich f\u00fcr eine protektionistische Handelspolitik. Zum Teil sind ja die Z\u00f6lle, die von der EU auf amerikanische Waren erhoben werden, h\u00f6her als die Z\u00f6lle, die die USA erheben. Da sollten wir fair bleiben.<\/p>\n

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Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Drohungen der USA gegen Deutschland und deren Industriepartner, die im Bau befindliche Pipeline Nord Stream 2, mit der russisches Gas nach Deutschland transportiert werden soll, zu stoppen?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Ich hoffe, dass die Pipeline fertig gestellt wird. Denn es sichert und st\u00fctzt Deutschland, wenn m\u00f6glichst viele Importkapazit\u00e4ten f\u00fcr Energie vorhanden sind. Das gilt f\u00fcr Pipelines aus benachbarten L\u00e4ndern, f\u00fcr Fl\u00fcssiggas aus den USA, aber auch f\u00fcr Erdgas aus Russland, von dem der Standort Burghausen seit 25 Jahren lebt.<\/p>\n

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China hat j\u00fcngst mit 14 Staaten im pazifischen Raum ein neues Handelsabkommen geschlossen, das als das gr\u00f6\u00dfte Freihandelsabkommen der Welt gilt. Es umfasst 2,2 Milliarden Menschen und ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung. Was bedeutet das f\u00fcr das Gesch\u00e4ft von Wacker, das ja stark in Asien verankert ist und weiterwachsen wird?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> F\u00fcr mich ist dieses Handelsabkommen keine gro\u00dfe \u00dcberraschung. Nachdem Pr\u00e4sident Donald Trump die Initiative f\u00fcr ein pazifisches Handelsabkommen unter seinem Vorg\u00e4nger Barack Obama gestoppt hat, ist China in diese L\u00fccke hineingesto\u00dfen. Wir als Unternehmen begr\u00fc\u00dfen solche Vereinbarungen, da wir schon seit Jahren stark f\u00fcr freien Handel eintreten und schon selbst unter Handelsstreitigkeiten und Z\u00f6llen erheblich gelitten haben. Wir haben moderne Gro\u00dfstandorte in China und Korea, um Silicone, Dispersionen und Polymerpulver f\u00fcr eine Vielzahl von asiatischen Kunden zu produzieren von der Bauindustrie \u00fcber den Automobil- und Elektroniksektor bis hin zu Kosmetik und K\u00f6rperpflege. Weniger Handelsbeschr\u00e4nkungen sind gut f\u00fcr unser Gesch\u00e4ft, aber auch f\u00fcr die Menschen in diesen L\u00e4ndern.<\/p>\n

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Kampf f\u00fcr Industriestrompreis<\/strong><\/h3>\n

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Herr Staudigl, Sie sind seit Jahren einer der gr\u00f6\u00dften Verfechter eines Industriestrompreises, der die Wettbewerbsf\u00e4higkeit der Unternehmen sichert. Ihr Mantra lautet: Maximal 4 Cent pro Kilowattstunde. Wacker unternimmt viel, um seine Energie- und Stromkosten zu senken. Nehmen wir nur die neue Gasturbine in Burghausen. F\u00e4llt ihr Appell bei der Politik auf fruchtbaren Boden?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Immerhin hat die CDU\/CSU-Bundestagsfraktion die Forderung eines Industriestrompreises in ihr Strategiepapier \u00fcbernommen. Ja, insoweit ist etwas geschehen. Insgesamt sehe ich noch nicht, dass die Politik tats\u00e4chlich konsequent eine Aufgabenliste zusammenstellt und zielgerichtet daran arbeitet, um zukunftsf\u00e4hige Industrie und Technologie in Deutschland und Europa zu halten.<\/p>\n

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Welche Zukunft hat das Thema Wasserstoff?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Mit Sicherheit eine sehr gro\u00dfe. Wasserstoff l\u00e4sst sich vielf\u00e4ltig nutzen: als Energietr\u00e4ger, als Reduktionsmittel oder als Rohstoff. Wacker ist grunds\u00e4tzlich bereit, sich mit einer nennenswerten Investition in Burghausen zu engagieren. Aber zun\u00e4chst zur \u201egr\u00fcnen Technologie\u201c: Die Chemische Industrie ist hier seit langem als L\u00f6sungsindustrie unterwegs. Ohne die Entwicklungen der Chemie ist der Klimawandel nicht zu meistern. Denken sie nur an unsere Produkte f\u00fcr den Baubereich, die helfen Energie zu sparen, oder an die gesamte Photovoltaik, die erst durch hochwertiges Silicium, wie es Wacker herstellt, funktionieren kann. Der Schl\u00fcssel zur Klimaneutralit\u00e4t ist die Elektrifizierung der Industrie. Was wir dazu brauchen, sind gro\u00dfe Mengen von Strom aus erneuerbaren Quellen \u2013 zu international wettbewerbsf\u00e4higen Preisen. Fossile Rohstoffe und Brennstoffe m\u00fcssen durch regenerative L\u00f6sungen ersetzt werden. Gleichzeitig m\u00fcssen Netz- und Speicherkapazit\u00e4ten erweitert werden. Wir m\u00fcssen vom fossilen Zeitalter ins Stromzeitalter \u00fcbergehen.<\/p>\n

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Gr\u00fcne Technologie und Wasserstoff<\/strong><\/h3>\n

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Und das Wasserstoffprojekt? Das Bayerische Chemiedreieck hat sich als Pilotregion f\u00fcr eine gro\u00dftechnische Nutzung beworben.<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl:<\/strong> Die Europ\u00e4ische Union hat einen Innovationsfonds aufgelegt. Sie f\u00f6rdert mit einer Milliarde Euro innovative CO2-arme Technologien. Die Wacker Chemie hat dazu ein konkretes Projekt f\u00fcr den Standort Burghausen entwickelt und zur F\u00f6rderung bei der EU eingereicht. Es geht dabei um die Produktion von gr\u00fcnem Wasserstoff und erneuerbarem Methanol. Die Erzeugung von gr\u00fcnem Wasserstoff ist ein gutes Beispiel daf\u00fcr, wie die Chemie den Weg in die Klimaneutralit\u00e4t ebnen kann. Aber auch hier gilt: Erst g\u00fcnstiger erneuerbarer Strom macht gr\u00fcnen Wasserstoff in gro\u00dfem Ma\u00dfstab wirtschaftlich rentabel. Das Projekt kann der Kern der bayerischen Wasserstoffstrategie werden. Das angepeilte Investitionsvolumen liegt bei rund 100 Millionen Euro. Klar ist aber: Ohne politische Unterst\u00fctzung und vor allem ohne verl\u00e4ssliche Rahmenbedingungen f\u00fcr einen langfristig gewinnorientierten Betrieb wird sich ein erfolgreicher Einstieg in die Wasserstoff-Technologie nicht realisieren lassen.<\/p>\n

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Zum Schluss noch eine pers\u00f6nliche Frage: Herr Staudigl, Ihr Vertrag als Vorstandsvorsitzender der Wacker Chemie AG wurde \u00fcber den 65. Geburtstag hinaus verl\u00e4ngert und endet im September des kommenden Jahres. Nicht nur Mitarbeiter, auch Partner in der Region stellen h\u00e4ufig die Frage: Wer wird Ihr Nachfolger?<\/em><\/span><\/p>\n

Staudigl (lacht):<\/strong> Mit der Laufzeit meines Vertrags haben Sie recht. Das ist kein Geheimnis. Und ich werde im n\u00e4chsten Jahr 67. Die Rente mit 67 ist ja nichts Schlechtes. Was meine Nachfolge angeht, kann ich Ihnen sagen: Wacker hat hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in seinen Reihen. Ich bin mir ganz sicher, der Aufsichtsrat wird meine Nachfolge bestens regeln.<\/p>\n

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* Die \u00dcbersetzung lautet: \u201eDem T\u00fcchtigem hilft Corona\u201c. Das Sprichwort lautet: \u201eAudacem fortuna iuvat\u201c \u2013 \r\n\u201eDem K\u00fchnen hilft Fortuna (das Gl\u00fcck)\u201c\r\n** Das Consortium ist die zentrale Forschungseinheit der Wacker Chemie AG im M\u00fcnchner Stadtteil Sendling und besteht schon l\u00e4nger als \r\ndas Produktionsunternehmen Wacker Chemie. \r\n<\/pre>\n

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Interview: Ernst Deubelli<\/p>\n<\/div>\n

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Quelle: Alt-Neu\u00f6ttinger\/Burghauser Anzeiger\/Passauer Neue Presse<\/em><\/p>\n

Originaldarstellung des Artikels<\/span><\/a><\/p>\n<\/div>\n

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