{"id":8037,"date":"2020-03-02T11:57:01","date_gmt":"2020-03-02T10:57:01","guid":{"rendered":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/?p=8037"},"modified":"2020-03-02T12:08:19","modified_gmt":"2020-03-02T11:08:19","slug":"nachhaltigkeit-braucht-ein-faires-klima","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/nachhaltigkeit-braucht-ein-faires-klima\/","title":{"rendered":"„Nachhaltigkeit braucht ein faires Klima!“"},"content":{"rendered":"

Umgang mit Industrieskepsis in der Umweltschutz-Diskussion<\/strong><\/h2>\n

Erstellt von „Artikel 02. M\u00e4rz 2020 – Chemie Technik“ – Artikel von Tilo Rosenberger-S\u00fc\u00df, Leiter Unternehmenskommunikation bei Infraserv Gendorf
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02.03.2020<\/strong> Der Umwelt- und Klimaschutz stellt f\u00fcr die Chemieindustrie eine Herausforderung dar: Trotz belegbarer Erfolge in Sachen Nachhaltigkeit w\u00e4chst die Industrieskepsis in der Bev\u00f6lkerung zusehends. F\u00fcr einen Chemiepark bedeutet dies zweierlei: verst\u00e4rkte Transparenz und \u00d6ffentlichkeitsarbeit einerseits sowie weitere Investitionen andererseits.<\/p>\n

Gef\u00fchlte Wahrheit und Wirklichkeit klaffen beim Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit manchmal weit auseinander. Das zeigt das Beispiel des Chemieparks Gendorf. Die Fakten sind: Die Umweltbelastungen des gr\u00f6\u00dften Chemieparks in Bayern sind heute so gering wie noch nie. Die Umweltsituation in der Umgebung ist unauff\u00e4llig. Sowohl der Wasserverbrauch als auch die Abwassermengen sanken in den letzten zehn Jahren deutlich \u2013 und das obwohl die Produktion um knapp 40 % zulegte. Der CO2-Aussto\u00df reduzierte sich im gleichen Zeitraum um 30 %. Kurz: Die Unternehmen im Chemiepark produzieren heute umweltschonender und nachhaltiger als je zuvor in der \u00fcber achtzigj\u00e4hrigen Geschichte des Chemiestandorts. Ihrer Verantwortung f\u00fcr Anwohner, Umwelt und Klima kommen sie nach.<\/p>\n

Trotz dieser Fakten wird in der \u00d6ffentlichkeit manchmal der Eindruck erweckt, die Umweltbelastung durch den Chemiepark erreiche derzeit einen H\u00f6hepunkt. In der Vergangenheit, insbesondere in den Jahrzehnten nach der Gr\u00fcndung des Werkes Gendorf, ging die Herstellung vieler chemischer Produkte tats\u00e4chlich mit einer starken Belastung f\u00fcr die Umwelt einher. Das bestreitet heute niemand. Das Thema Nachhaltigkeit war in diesen Jahrzehnten noch kein wichtiges Ziel, und Umweltstandards spielten in der gesamten Chemieindustrie kaum eine Rolle.<\/p>\n

Investitionen in Sicherheit und Umweltschutz<\/strong><\/h3>\n

Aber diese Haltung ist schon seit Jahrzehnten \u00fcberholt. Als Betreibergesellschaft des Chemieparks hat Infraserv Gendorf gro\u00dfe Summen in innovative Technologien und eine moderne Analytik investiert: Mit freiwilligen Messungen \u00fcberpr\u00fcft und dokumentiert das Unternehmen laufend die Auswirkungen auf die Umwelt. In die Modernisierung und den Ausbau der Kl\u00e4ranlage wurde stark investiert. Derzeit wird f\u00fcr einen knapp zweistelligen Millionenbetrag das gesamte R\u00fcckk\u00fchlsystem modernisiert, um das K\u00fchlwasser noch effizienter einzusetzen. Dasselbe gilt f\u00fcr die Sicherheitstechnik. In Gendorf steht heute eine hochmoderne Feuerwache, um auch f\u00fcr Notf\u00e4lle ger\u00fcstet zu sein. Gleichzeitig werden bei den Gendorfer Standortunternehmen fortlaufend Produktionsverfahren neu- und weiterentwickelt, um Emissionen auf ein Minimum zu begrenzen.<\/p>\n

In puncto Nachhaltigkeit leistet der Chemiepark sogar Pionierarbeit. Das zeigt zum Beispiel die Beteiligung an einem Forschungsprojekt \u201egeschlossene Stoffkreisl\u00e4ufe in der Industrie\u201c, das vom bayerischen Umweltministerium initiiert wurde. Dabei geht es um die Erforschung und Optimierung technischer M\u00f6glichkeiten, um etwa im Gew\u00e4sserschutz (Abwasser-)Kreisl\u00e4ufe zu schlie\u00dfen und Stoffbelastungen vollst\u00e4ndig zu vermeiden. Stichwort: Zero Liquid Discharge. Dem Chemiepark Gendorf kommt die Rolle eines Pilotstandorts f\u00fcr diese zukunftsweisende Technologie zu, die irgendwann vielleicht sogar einmal ein neuer Standard in der Industrie werden k\u00f6nnte.<\/p>\n

Fiktion statt Fakten untergr\u00e4bt Vertrauen<\/strong><\/h3>\n

Einem Teil der Gesellschaft sind solche Bem\u00fchungen und Fortschritte jedoch zunehmend schwer zu vermitteln. Die Chemieindustrie steht stattdessen schnell unter Generalverdacht. Noch gravierender ist, dass auch den Einsch\u00e4tzungen von Institutionen wie Beh\u00f6rden und \u00c4mtern immer weniger Vertrauen entgegengebracht wird \u2013 teilweise sogar von Politikern, um zu Wahlkampfzeiten Vorteile herauszuschlagen. Dabei lassen sich komplexe Themen nicht durch Aktionismus l\u00f6sen. Simple Parolen und schmissige Headlines sind aber leider oft wirkm\u00e4chtiger als komplizierte Fakten. Eine angemessene Reaktion auf diese Entwicklung ist nicht einfach. F\u00fcr den Chemiepark besteht sie aus zwei Teilen: maximale Transparenz und verst\u00e4rkte \u00d6ffentlichkeitsarbeit einerseits und weitere Investitionen in modernen Umweltschutz, Sicherheit und Zukunftsf\u00e4higkeit des Standorts andererseits.<\/p>\n

Gegenmittel: Transparenz und Verantwortung<\/strong><\/h3>\n

Der transparente Umgang auch mit kritischen Themen zeigt sich in Gendorf beim Eintrag von Perfluoroctans\u00e4ure (PFOA) in die Umgebung. PFOA ist eine Industriechemikalie, die seit den 1960er Jahren hier haupts\u00e4chlich als Hilfsstoff bei der Herstellung von Fluorpolymeren eingesetzt wurde. Sie verleiht Oberfl\u00e4chen besondere wasser-, \u00f6l- und schmutzabweisende Eigenschaften und wird deshalb vielseitig eingesetzt. In der EU ist PFOA ab 2020 verboten, da der Stoff unter anderem in der Umwelt nicht abbaubar sowie bioakkumulierend ist und die Exposition von Verbrauchern minimiert werden soll. Doch bereits 2004 wurde die Herstellung von PFOA im Chemiepark beendet. 2008 konnte das Standortunternehmen Dyneon als weltweit erster Hersteller von Hochleistungskunststoffen die Verwendung von PFOA komplett einstellen, indem es einen Ersatzstoff mit verbessertem Umweltprofil nutzte, der damals eigens in Gendorf erforscht und entwickelt wurde. Zur Vervollst\u00e4ndigung beh\u00f6rdlicher Analysen hat man au\u00dferdem 2009 ein unabh\u00e4ngiges Umweltb\u00fcro mit umfangreichen und mehrj\u00e4hrigen Detailuntersuchungen beauftragt, um die Auswirkungen fr\u00fcherer PFOA-Emissionen auf Boden und Grundwasser zu erforschen.<\/p>\n

Um das Trinkwasser vor einem noch m\u00f6glichen Anstieg von PFOA-Konzentrationen zu sch\u00fctzen, entschlossen sich die Industriepartner in Abstimmung mit den Beh\u00f6rden Aktivkohlefilteranlagen bei den Wasserversorgern der unmittelbar angrenzenden Gemeinden zu installieren. So kann der erst 2016 neu abgesenkte Leitwert f\u00fcr PFOA im Trinkwasser auch in Zukunft eingehalten werden. Industrieparkbetreiber und Standortunternehmen informierten die \u00d6ffentlichkeit fortlaufend \u00fcber neue Erkenntnisse und stimmten sich intensiv mit den Beh\u00f6rden und den betroffenen Gemeinden ab. Dar\u00fcber hinaus nutzen die Unternehmen im Chemiepark regelm\u00e4\u00dfig stattfindende Dialogforen mit Nachbarn und Umweltverb\u00e4nden, um \u00fcber Entwicklungen zu informieren, offene Fragen zu kl\u00e4ren und auf Sorgen aus den Anwohnergemeinden einzugehen. Nicht bei allen tr\u00e4gt diese Strategie Fr\u00fcchte: Bisweilen ist eine allgemeine Industrie- und Chemieskepsis sp\u00fcrbar, gegen die rational schwer zu argumentieren ist.<\/p>\n

Chemiebranche als Schmiermittel f\u00fcr Innovationen<\/strong><\/h3>\n

Solche Kritiker scheinen dabei einen Aspekt auszublenden: Dass in der Chemiebranche sowohl unverzichtbare Basis- und Spezialit\u00e4tenprodukte f\u00fcr den Alltag entstehen als auch nachhaltige Produkte mit gesellschaftlichen Zukunftspotenzial. Gendorf ist beispielsweise auch ein wichtiger Standort der Fluorchemie in Europa, deren Produkte und Marken f\u00fcr viele Branchen essenziell sind. Fluorpolymere kommen \u00fcberall dort zum Einsatz, wo lange Lebensdauer, hohe Zuverl\u00e4ssigkeit, Hygienestandards und Gewichtsreduktion eine gro\u00dfe Rolle spielen. Ihr Einsatz ist etwa in der modernen Kommunikationselektronik, im Automobilbau oder in der Medizintechnik nicht wegzudenken.<\/p>\n

Fluorpolymere haben auch eine Schl\u00fcsselrolle beim Thema Nachhaltigkeit, beispielsweise wenn es um Elektromobilit\u00e4t, die Energiespeicherung oder die Nutzung regenerativer Energien geht. Das sind alles Bereiche, die f\u00fcr die Gesellschaft immer wichtiger werden. Diese Rolle als Schmiermittel f\u00fcr Innovationen k\u00f6nnen Chemieunternehmen aber nur dann weiterhin ausf\u00fcllen, wenn die Standortbedingungen stimmen. Dazu z\u00e4hlen neben dem hohen Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer vor allem wettbewerbsf\u00e4hige Energiepreise, eine stabile Stromversorgung und Planungssicherheit. F\u00fcr das Bayerische Chemiedreieck, zu dem Gendorf geh\u00f6rt, ist deshalb der z\u00fcgige Netzausbau, um regenerative Windenergie von Nord nach S\u00fcd zu transportieren, eine wichtige Grundbedingung.<\/p>\n

All diese Faktoren h\u00e4ngen von einem fairen und wertsch\u00e4tzenden sozialen Klima ab. B\u00fcrger und Politiker sollen Aufsichtsbeh\u00f6rden und Unternehmen durchaus kritisch auf die Finger schauen. Das geh\u00f6rt zu einer lebendigen Demokratie. Doch neben den Risiken m\u00fcssen auch die Leistungen und Bed\u00fcrfnisse der Branche in diesem gesellschaftlichen Dialog ad\u00e4quat ber\u00fccksichtigt werden \u2013 mit einem n\u00fcchternen, rationalen, und objektiven Blick auf die Tatsachen statt Panikmache. Von diesem wechselseitigen Grundvertrauen wird abh\u00e4ngen, ob Chemiestandorte auf lange Sicht in Deutschland eine Zukunft haben oder ob Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe zuk\u00fcnftig in anderen L\u00e4ndern mit besseren Voraussetzungen investieren. Mit allen Konsequenzen, die das f\u00fcr die Zukunftsf\u00e4higkeit vieler anderer Branchen und f\u00fcr den Wohlstand einer Region bedeutet.<\/p>\n

Copyright by: Tilo Rosenberger-S\u00fc\u00df, Leiter Unternehmenskommunikation bei Infraserv Gendorf<\/em><\/p>\n

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Quelle: Chemie Technik
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Originaldarstellung des Artikels<\/span><\/a><\/p>\n<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Umgang mit Industrieskepsis in der Umweltschutz-Diskussion Erstellt von „Artikel 02. 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