{"id":7877,"date":"2020-01-31T16:06:37","date_gmt":"2020-01-31T15:06:37","guid":{"rendered":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/?p=7877"},"modified":"2020-11-06T10:57:20","modified_gmt":"2020-11-06T09:57:20","slug":"ist-klimaschutz-zu-kompliziert-fuer-uns-deutsche-2","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/ist-klimaschutz-zu-kompliziert-fuer-uns-deutsche-2\/","title":{"rendered":"Ist Klimaschutz zu kompliziert f\u00fcr uns Deutsche?"},"content":{"rendered":"
Die EU hat f\u00fcr den Klimaschutz – also das Vermeiden von CO2<\/sub>-Emissionen – ein sehr vern\u00fcnftiges System aufgesetzt. Es gilt zwar „nur“ f\u00fcr die Energiewirtschaft und gro\u00dfe Industrieanlagen, greift aber seit 15 Jahren und ist dort sehr erfolgreich. Der ETS-Sektor hat seit 2005 die CO2<\/sub>-Emissionen um 26% reduziert, Ziel bis 2020 waren \u2013 21%.<\/p>\n Wie funktioniert es?<\/p>\n Die EU gibt eine maximale CO2<\/sub>-Emission f\u00fcr diesen Sektor der Wirtschaft vor. Fertig!<\/p>\n Bleibt die Frage, wie sichergestellt wird, dass nicht mehr emittiert wird. Das wird \u00fcber Zertifikate geregelt. Je Tonne CO2<\/sub> braucht man ein Zertifikat. Und die EU gibt einfach nicht mehr Zertifikate aus als der maximalen Emission in der EU entspricht.<\/p>\n Sind die Preise zu niedrig? Sie sind f\u00fcr die Einsparung egal! Der Handel mit Zertifikaten dient nur dazu, dass dort kein CO2<\/sub> mehr emittiert wird, wo es am preiswertesten zu realisieren ist.<\/p>\n Also: Anzahl der Zertifikate bestimmt Einsparung. Handel sorgt f\u00fcr Kosteneffizienz.<\/p>\n Was passiert jetzt, wenn wir in Deutschland aus der Kohleverstromung aussteigen?<\/p>\n Das Abschalten der Kraftwerke an sich \u00e4ndert nichts an der Menge der verf\u00fcgbaren Zertifikate! Das Kraftwerk kann also \u00fcbrige Zertifikate (meist kaufen die Unternehmen so viele Zertifikate ein, dass sie f\u00fcr einen absehbaren Zeitraum genug haben) verkaufen und andere k\u00f6nnen sie nutzen. Ob in Deutschland oder Polen oder sonstwo in der EU. Schaltet man viele Kohlekraftwerke ab, wird der Preis der Zertifikate vielleicht sogar sinken, weil bei gleichem Angebot weniger Bedarf besteht.<\/p>\n Wird damit weniger CO2<\/sub> emittiert? M\u00f6glicherweise in Deutschland<\/em> schon. Denn wir bauen ja hier keine neuen Kraftwerke auf Basis von fossilen Brennstoffen. Wahrscheinlich wird aber insgesamt (in der EU) deswegen nicht weniger emittiert, denn die Zertifikate sind ja etwas wert und werden wohl genutzt – z.B. in Polen. Denn in Deutschland verbrauchen wir nicht weniger Strom, nur weil ein Kraftwerk abgeschaltet wird, oder?<\/p>\n Wer aufgepasst hat, wird sagen: „Dann muss man eben die Zertifikate l\u00f6schen“, also kaufen und NICHT nutzen. Stimmt, das w\u00fcrde die CO2<\/sub>-Emissionen senken.<\/p>\n Allerdings k\u00f6nnte man das auch machen, ohne das Kraftwerk stillzulegen!!! Selber Effekt, also CO2<\/sub>-Einsparung in gleicher H\u00f6he, nur dass wir uns ggf. die geplanten Strukturhilfen von 40 Mrd. EUR und die sozialen Verwerfungen dann ersparen k\u00f6nnten, weil es etwas langsamer und weniger ruckhaft geht.<\/p>\n Und noch eins: Wenn die Abschaltung auch auf Dauer CO2<\/sub> einsparen soll, dann m\u00fcsste man eigentlich das Volumen an Zertifikaten aufkaufen, das f\u00fcr die gesamte Nutzungsdauer der Kohlekraftwerke n\u00f6tig geworden w\u00e4re und dieses dann l\u00f6schen. Wenn man bedenkt, dass so ein Aufkaufen der Zertifikate und ihre L\u00f6schung auch nur bedeuten w\u00fcrde, f\u00fcr jedes zuk\u00fcnftige Jahr die Anzahl der EU-Zertifikate auf rein deutsche Kosten zu reduzieren, dann muss die Antwort doch eigentlich Nein lauten. Denn das w\u00e4re sehr teuer. Und es geht \u00fcbrigens auch nicht wirklich, denn Zertifikate f\u00fcr die kommenden Handelsperioden gibt es noch nicht zu kaufen.<\/p>\n Das alles l\u00e4sst uns ratlos zur\u00fcck, oder?<\/p>\n Der Punkt ist: Wir, die EU, haben uns f\u00fcr das ETS – also das Zertifikatesystem – ganz bewusst entschieden, weil es wirksam und sehr kosteneffizient ist. W\u00fcrden wir die Kr\u00e4fte dieses Systems einfach wirken lassen, w\u00fcrden wir CO2<\/sub> sehr viel g\u00fcnstiger (also viel effizienter) einsparen. Denn in jedem Fall ist f\u00fcr den ETS-Sektor die Anzahl der Zertifikate die Obergrenze.<\/p>\n Und wenn man effizienter, also kosteng\u00fcnstiger, einsparen kann, dann kann man mit gleichem Geld auch mehr CO2 <\/sub>Einsparung erzielen! Effizient ist gut!<\/p>\n Die j\u00e4hrlich sinkende Obergrenze f\u00fcr CO2<\/sub>-Emissionen wird voraussichtlich irgendwann ohnehin daf\u00fcr sorgen, dass es keinen Kohlestrom mehr gibt. Im derzeitigen Pfad wird der gesamte ETS-Sektor vermutlich bis 2050 auf 5%-10% der Emissionen von 1990 zusammenschrumpfen. \u00dcbrigens mit allen Folgen. Auch der, dass wir kaum noch gesicherte Leistung in Deutschland haben werden, wenn nicht irgendwann auch wieder neue Kraftwerke gebaut werden.<\/p>\n In Deutschland achten wir aber leider nur auf deutsche Emissionen (was zugegebenerweise Auftrag aus den Klimaschutzabkommen ist). Nur leider schauen wir nicht gleichzeitig auf den Gesamteffekt. Beides w\u00e4re gut!<\/p>\nKohleausstiegsgesetz<\/h2>\n
Ist das schlau?<\/h2>\n
\nWer will das (zus\u00e4tzlich zu den Strukturhilfen und Entsch\u00e4digungen) zahlen? Der Steuerzahler in Deutschland?<\/p>\nBitte mehr Vernunft und Blick f\u00fcrs Ganze!<\/h2>\n