{"id":7150,"date":"2019-06-27T13:35:43","date_gmt":"2019-06-27T11:35:43","guid":{"rendered":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/?p=7150"},"modified":"2021-01-25T14:32:38","modified_gmt":"2021-01-25T13:32:38","slug":"verbaendeuebergreifende-position-mehr-mint-im-neuen-g9","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/verbaendeuebergreifende-position-mehr-mint-im-neuen-g9\/","title":{"rendered":"Verb\u00e4nde\u00fcbergreifende Position: Mehr MINT im neuen G9"},"content":{"rendered":"
Die Teilhabe und Mitwirkung an gesellschaftspolitischen Diskussionen erfordert mehr denn je eine naturwissenschaftliche Grundbildung. Zunehmend stehen Fragen der Technikfolgenabsch\u00e4tzung und Risikobewertung im Fokus und erfordern einen fundierten wissensbasierten gesellschaftlichen Konsens. Themen wie:<\/p>\n
sowie die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft bei weiterwachsender Weltbev\u00f6lkerung, k\u00f6nnen nur sinnvoll angegangen werden, wenn die zugrundeliegenden Vorg\u00e4nge und Naturgesetze verstanden und (bio)ethische und naturphilosophische Betrachtungen ber\u00fccksichtigt werden.<\/p>\n
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Die gymnasiale Allgemeinbildung muss es jungen Erwachsenen erm\u00f6glichen, diese Themenfelder fachlich zu durchdringen. Nur dann k\u00f6nnen anschlie\u00dfend rechtliche, ethische und kulturelle Aspekte analysiert, bewertet und zwischen Alternativen wertebasiert entschieden werden. Eine fundierte naturwissenschaftliche Grundbildung sichert letztlich den technologischen Vorsprung unserer Wirtschaft und somit den Lebensstandard in unserem Land. Wir k\u00f6nnen uns weder einen Fachkr\u00e4ftemangel im MINT-Bereich und noch eine auf fehlendem Grundwissen basierende Technikfeindlichkeit leisten.<\/p>\n
Umsetzungsm\u00f6glichkeiten zu den Forderungen im Einzelnen:<\/em><\/p>\n Gleichstellung der Aufgabenfelder<\/strong><\/p>\n Die Abiturpr\u00fcfung sollte weiterhin aus drei schriftlichen (Vertiefungsf\u00e4cher) und zwei m\u00fcndlichen Pr\u00fcfungen bestehen. Um die o. g. Anforderungen zu erf\u00fcllen, muss – anders als bisher geplant – sichergestellt sein, dass drei der Abiturpr\u00fcfungsf\u00e4cher aus den vier Bereichen Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen und Naturwissenschaften und ein weiteres aus dem Bereich der Gesellschaftswissenschaften stammt. Damit ist eines der drei schriftlichen Abiturpr\u00fcfungsf\u00e4cher \u00fcber die Vertiefungsf\u00e4cher frei w\u00e4hlbar. Insbesondere muss es als erweiterte F\u00f6rderung von naturwissenschaftlich interessierten Sch\u00fclerinnen und Sch\u00fclern und gem\u00e4\u00df der Gleichstellung zu den Sprachen auch m\u00f6glich sein, zwei Naturwissenschaften oder eine Naturwissenschaft und Informatik als Abiturf\u00e4cher w\u00e4hlen zu k\u00f6nnen.<\/p>\n Die Verb\u00e4nde fordern eine Einbringung von mindestens vier Halbjahresleistungen f\u00fcr eine Naturwissenschaft zus\u00e4tzlich zu Mathematik \u2013 unabh\u00e4ngig von der Anzahl der belegten F\u00e4cher aus dem mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Aufgabenfeld.<\/p>\n <\/p>\n Einf\u00fchrung von Vertiefungsf\u00e4chern und grundst\u00e4ndigen F\u00e4chern<\/strong><\/p>\n Vertiefungsf\u00e4cher erm\u00f6glichen eine verst\u00e4rkte Auseinandersetzung mit abstrakten Inhalten und f\u00f6rdern durch das st\u00e4rker wissenschaftsprop\u00e4deutische Arbeiten die Studierf\u00e4higkeit. Gleichzeitig erm\u00f6glichen sie eine interessengerechte fachliche Profilierung sowie eine effizientere Begabtenf\u00f6rderung. Die R\u00fcckkehr zum G9 bietet die Chance, durch ein sinnvolles und interessengerechtes Profilierungsangebot in der Oberstufe den Studienerfolg auch im MINT-Bereich wieder zu verbessern, um im internationalen Vergleich nicht abzufallen. Ein f\u00fcr alle gleich verpflichtendes vierst\u00fcndiges Kernfach Mathematik kann dies ebenso wenig leisten, wie lediglich zweist\u00fcndige grundst\u00e4ndige Kurse in den Naturwissenschaften.<\/p>\n Eine begabungs- und interessengerechte Oberstufe, die auch den Anforderungen im Bereich der digitalen Bildung und der MINT-Bildung gerecht werden kann, erfordert f\u00fcnfst\u00fcndige Vertiefungsf\u00e4cher nach Wahl der Sch\u00fclerinnen und Sch\u00fcler, die dann auch abiturrelevant sein sollten.<\/p>\n Es w\u00e4re daher sinnvoll, grunds\u00e4tzlich drei Vertiefungsf\u00e4cher einzurichten, davon zwei verpflichtend aus den Bereichen Deutsch, Mathematik, Fremdsprache oder Naturwissenschaften. Gerade im MINT-Bereich, genau wie in den Sprachen, sollte unbedingt vermieden werden, weniger als drei Unterrichtsstunden zu unterrichten, da sonst die komplexen Unterrichtsinhalte kaum vermittelt werden k\u00f6nnen. Neben Mathematik sollten mindestens zwei Naturwissenschaften bzw. eine Naturwissenschaft und Informatik belegt werden k\u00f6nnen.<\/p>\n <\/p>\n Schlie\u00dfen der Chemie-L\u00fccke in der 11. Jahrgangsstufe<\/strong><\/p>\n Eine 11. Jahrgangsstufe ohne Biologie- und Chemieunterricht kann eine Orientierung hin zu den MINT-F\u00e4chern nicht im notwendigen Ma\u00dfe leisten. Ein moderner Oberstufenunterricht im Fach Biologie ist ohne fundiertes chemisches Grundwissen kaum m\u00f6glich. Zukunftstr\u00e4chtige Studieng\u00e4nge aus dem Bereich der Heilberufe, der Bio-, Chemie- und Ingenieurwissenschaften sind ohne eine naturwissenschaftliche Fundierung in der Oberstufe kaum studierbar. Die hohen Abbrecherquoten im MINT-Bereich sprechen hier eine deutliche Sprache.<\/p>\n Um den Sch\u00fclerinnen und Sch\u00fclern der humanistischen, sprachlichen, musischen, sozialwissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasien in der Oberstufe einen gleichberechtigten Zugang zum Biologie- und Chemieunterricht in der Kursphase der Oberstufe (12.\/13. Klasse) zu erm\u00f6glichen, muss entweder durch das Einrichten von Wahlpflichtkursen oder durch Stundenreduktion in anderen F\u00e4chern in der 11. Klasse zumindest Chemieunterricht angeboten werden. So l\u00e4sst sich auch die Empfehlung der Kultusministerkonferenz (KMK) zu einer Belegungsverpflichtung der Abiturpr\u00fcfungsf\u00e4cher in der Orientierungsstufe wieder erf\u00fcllen.<\/p>\n Alternativ bietet es sich an, einem Teil der Sch\u00fclerinnen und Sch\u00fclern an nicht-naturwissenschaftlichen Gymnasien eine naturwissenschaftliche Umprofilierung an ihrer Schule zu erm\u00f6glichen, indem diese in der 11. Jahrgangsstufe ihr jeweiliges Zweigprofilfach (z. B. Griechisch, 3. Fremdsprache, Wirtschaft, Musik\/Kunst) durch ein 3-st\u00fcndiges Profilfach (Bio)Chemie ersetzen k\u00f6nnen. Dies bedeutet, dass bereits im Unterricht zur beruflichen Orientierung in der 9. + 10. Jahrgangsstufe die Sch\u00fclerinnen und Sch\u00fcler systematisch auf eine Profilierung in der Oberstufe und eine m\u00f6gliche Studien- und Berufsorientierung vorbereitet werden m\u00fcssen.<\/p>\n <\/p>\n