\n
M\u00fcnchen\/Region. <\/strong>\u201eOhne Strom kein Wohlstand.\u201c Unter dieser Schlagzeile berichtete Heimatwirtschaft vor zwei Jahren \u00fcber die Sorgen der Chemischen Industrie in Bayern \u2013 und vor allem im Bayerischen Chemiedreieck \u2013 um die Zukunft einer sicheren, in der Menge ausreichenden und im Preis wettbewerbsf\u00e4higen Energieversorgung. Das Thema gewinnt an Brisanz.<\/p>\nDie Sorgen nehmen drastisch zu. Die Abschaltung der letzten verbliebenen Kernkraftwerke (in Bayern: Gundremmingen Ende 2021 und Ohu 2 Ende 2022) r\u00fcckt n\u00e4her. J\u00fcngst wurde auch der absehbare Ausstieg aus Braun- und Steinkohle als Energietr\u00e4ger im Bund beschlossen. Und der neue bayerische Wirtschaftsminister und stv. Ministerpr\u00e4sient Hubert Aiwanger hat in seiner bisherigen Politik ganz klar seine Abneigung gegen \u00dcberlandtrassen, die in der Vorg\u00e4ngerregierung als L\u00f6sung der Stromsorgen in Bayerns energieintensiver Wirtschaft galten, bekundet.<\/p>\n
\u201eDie Situation ist bitterernst\u201c, schreiben die Bayerischen Chemieverb\u00e4nde in einem aktuellen Positionspapier an die Staatsregierung: \u201eDie derzeitige Energiepolitik gef\u00e4hrdet den Industriestandort Bayern nachhaltig. Man muss von nicht weniger als einer industriellen Zeitenwende sprechen, wenn es in Bayern nicht gelingt, Versorgungssicherheit und wettbewerbsf\u00e4hige Strompreise zu gew\u00e4hrleisten.\u201c<\/p>\n
Rund 20 000 Arbeitspl\u00e4tze in der chemischen Industrie, ihre Lohnsummen sowie die Steueraufkommen zahlreicher Kommunen h\u00e4ngen allein im Bayerischen Chemiedreieck unmittelbar von einer wettbewerbsf\u00e4higen Stromversorgung ab. Und rund weitere bis zu 50 000 Arbeitspl\u00e4tze werden wiederum nach bekanntem volkswirtschaftlichen Schl\u00fcssel von diesen Arbeitspl\u00e4tzen in der chemischen Industrie in anderen Branchen mitgetragen.<\/p>\n
\u201eNicht nur die Entwicklung des Freistaats Bayern vom Agrarstaat zum Industrieland (27 Prozent Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigt, dass die sichere und kosteng\u00fcnstige Versorgung mit Energie \u2013 insbesondere Strom \u2013 eine der wesentlichsten Grundlagen wirtschaftlichen Erfolgs und gesellschaftlichen Wohlstands war und ist,\u201c schreiben die Chemieverb\u00e4nde in ihrem Positionspapier.<\/p>\n
Im \u00f6ffentlichen Diskurs um Verbrauch und Preise stehen vor allem die privaten Haushalte, auf die rund 25 Prozent des deutschen Stromverbrauchs entf\u00e4llt, im Fokus; nicht aber die 45 Prozent, den die Industrie ben\u00f6tigt.<\/p>\n
Allein die rund 20 Chemieunternehmen im Chemiedreieck haben einen Strombedarf von rund f\u00fcnf Terawattstunden im Jahr \u2013 das ist fast ein Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs und rund doppelt so viel, wie die privaten Haushalte der Stadt M\u00fcnchen im Jahr verbrauchen.<\/p>\n
Der gr\u00f6\u00dfte Verbraucher ist hier die Wacker Chemie AG in Burghausen mit rund drei Terawattstunden im Jahr. Das sind rund 0,6 Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs. Ben\u00f6tigt wird der Strom dort zum \u00fcberwiegenden Teil zur Herstellung von polykristallinem Silizium f\u00fcr die Solarindustrie und hochreinem Silizium f\u00fcr die Halbleiterindustrie \u2013 Grundlage f\u00fcr den vielbeschworenen Weg in die Digitalisierung.<\/p>\n