{"id":6062,"date":"2017-09-04T16:13:02","date_gmt":"2017-09-04T14:13:02","guid":{"rendered":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/?p=6062"},"modified":"2020-11-05T17:10:25","modified_gmt":"2020-11-05T16:10:25","slug":"chemieverbaende-fordern-durchgehenden-chemieunterricht","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/chemieverbaende-fordern-durchgehenden-chemieunterricht\/","title":{"rendered":"Chemieverb\u00e4nde fordern durchgehenden Chemieunterricht"},"content":{"rendered":"

F\u00fcr das 9-j\u00e4hrige Gymnasium hat das Bayerische Staatsministerium f\u00fcr Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst k\u00fcrzlich neue Stundentafeln ver\u00f6ffentlicht, die aus Sicht der Bayerischen Chemieverb\u00e4nde L\u00fccken im Chemieunterricht aufweisen<\/strong><\/h3>\n

Mit gro\u00dfer Sorge verfolgen die Bayerischen Chemieverb\u00e4nde die Diskussion rund um den j\u00fcngst ver\u00f6ffentlichten Entwurf der Stundentafeln f\u00fcr das neue G9.<\/p>\n

Dabei sind es vor allem zwei Entwicklungen, die \u2013 falls hier nicht umgesteuert wird \u2013 zu einem weiteren Verfall der naturwissenschaftlichen Grundbildung an bayerischen Gymnasien f\u00fchren werden.<\/p>\n

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So hat die bisherige Ausgestaltung der gymnasialen Oberstufe bereits heute zur Folge, dass seit der Einf\u00fchrung des G8 die Zahl der Abiturienten, die im schriftlichen Abitur naturwissenschftliche F\u00e4cher w\u00e4hlen, um 74 % (Physik), 83 % (Chemie) bzw. 92 % (Biologie) gesunken ist.<\/p>\n

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Immer weniger Sch\u00fcler w\u00e4hlen ein naturwissenschaftlichesAbiturfach. Zwischen 2008 und 2016 sank der Anteil bayerischer Abiturienten, die eine schriftliche Abiturpr\u00fcfung in Chemie ablegten, um 84 Prozent! Quelle: Verband der Chemielehrer Bayerischer Gymnasien VCBG<\/span><\/a><\/p><\/div>\n

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Diese fatalen Entscheidungen sind dazu geeignet, zur Erosion der Naturwissenschaften an bayerischen Gymnasien beizutragen, mit unabsehbaren Folgen f\u00fcr das Industrieland Deutschland!<\/strong><\/h3>\n

Zwar besucht rund die H\u00e4lfte der Gymnasiasten in Bayern den naturwissenschaftlich-technologischen Zweig. Aber ausgerechnet in einer Naturwissenschaft muss selbst hier kein Abiturient in Bayern eine Abiturpr\u00fcfung ablegen. Die \u00fcberproportional hohen Abbrecherzahlen in den naturwissenschaftlich-technischen Studieng\u00e4ngen sind m\u00f6glicherweise auch eine der Folgen dieser Entwicklung. Statt diesen Trend umzukehren, wird dieser durch die vorgeschlagene neue Stundentafel f\u00fcr das G9 \u2013 insbesondere, was das Fach Chemie betrifft \u2013 voraussichtlich sogar noch weiter verst\u00e4rkt.<\/p>\n

Die Entscheidung, das Fach Chemie in der 11. Jahrgangsstufe des \u201enicht-naturwissenschaftlich-technologischen\u201c Zweiges mit keiner einzigen Stunde vorzusehen, f\u00fchrt faktisch dazu, dass diese Sch\u00fclerinnen und Sch\u00fcler den Chemieunterricht auch in der 12. und 13. Jahrgangsstufe nicht w\u00e4hlen werden, wenn sie vorher ein Jahr lang keinen Chemieunterricht besuchen konnten.<\/p>\n

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Naturwissenschaftliche Bildung ist auch essentiell f\u00fcr den Erhalt unserer Innovationskraft<\/strong><\/h3>\n

Der Wohlstand in Deutschland und Bayern, den wir im Vergleich zu vielen anderen L\u00e4ndern aktuell genie\u00dfen, ist wesentlich auf den hohen Anteil industrieller Wertsch\u00f6pfung zur\u00fcckzuf\u00fchren. Die Innovationskraft unserer Unternehmen, allen voran die der chemisch-pharmazeutischen Industrie, ist der Schl\u00fcssel f\u00fcr unseren Erfolg im internationalen Wettbewerb.<\/p>\n

Gerade die gro\u00dfen Herausforderungen der Zukunft, insbesondere auf den Feldern Energie, Klimaschutz, Mobilit\u00e4t, Gesundheit oder Ern\u00e4hrung, um nur einige zu nennen, sind ohne das Innovationspotential der chemisch-pharmazeutischen Industrie nicht zu meistern. Schl\u00fcsseltechnologien, wie z.B. Materialforschung, Energie- und Speichertechnik, Biotechnologie, Gentechnik, Nanotechnologie, Digitalisierung, sind ohne Chemie nicht denkbar.<\/p>\n

Ob uns auch in Zukunft die hierf\u00fcr ben\u00f6tigten Fachkr\u00e4fte im Bereich Forschung und Entwicklung, aber auch in der Produktion zur Verf\u00fcgung stehen, entscheidet sich nicht zuletzt dadurch, wie naturwissenschaftliches Interesse an unseren Schulen geweckt und gef\u00f6rdert wird.<\/p>\n

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Die Bayerischen Chemieverb\u00e4nde seztzen sich aktiv f\u00fcr die F\u00f6rderung der naturwissenschaftlichen Grundbildung an bayerischen Schulen ein<\/strong><\/h3>\n

Die Bayerischen Chemieverb\u00e4nde selbst leisten seit vielen Jahren durch ein ganzes B\u00fcndel an Ma\u00dfnahmen einen Beitrag dazu, das naturwissenschaftlich-technische Interesse junger Menschen fr\u00fchzeitig zu wecken und zu f\u00f6rdern und die darauf gerichtete Bildung durch einen praxisnahen, interessanten Unterricht zu verbessern.<\/p>\n

Ob mit Sch\u00fclertagen an bayerischen Hochschulen, der \u201eChemieolympiade\u201c oder \u201eGoBiochem\u201c bis hin zu Chemiedidaktik- und Fortbildungsveranstaltungen f\u00fcr Lehramtsstudenten, Grundschul- und Gymnasiallehrer \u2013 die Bayerischen Chemieverb\u00e4nde engagieren sich intensiv, jungen Menschen Wissen und Urteilsf\u00e4higkeit auf naturwissenschaftlich-technischem Gebiet zu vermitteln.<\/p>\n

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Naturwissenschaftliche Bildung ist auch ein wichtiger Schritt hin zur gesellschaftlichen Technologieoffenheit<\/strong><\/h3>\n

Das naturwissenschaftliche Interesse junger Menschen zu st\u00e4rken, hat neben der Fachkr\u00e4ftesicherung einen weiteren f\u00fcr unsere Industrie essentiellen Aspekt:
\nDas ist die nicht zu untersch\u00e4tzende Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz von Naturwissenschaft und Technik sowie neuer Technologien bei der Bew\u00e4ltigung der anstehenden Herausforderungen. In einer \u201epostfaktischen\u201c Welt, in der leider Meinungen oft mehr z\u00e4hlen als fundiertes Wissen, ist die Gefahr gro\u00df, dass fehlendes Wissen und diffuse \u00c4ngste den idealen N\u00e4hrboden f\u00fcr mediale Angstmacher und pauschale Ablehnung innovativer L\u00f6sungen bilden.<\/p>\n

Hier hilft nur Aufkl\u00e4rung und die Vermittlung eines fundierten naturwissenschaftlich-technischen Grundwissens, das gerade die jungen Menschen in die Lage versetzt, sich wissensbasiert eine eigene Meinung zu bilden und offen f\u00fcr neue Technologien zu sein.<\/p>\n

Die in der neuen Stundentafel u.a. geplante St\u00e4rkung der politischen Bildung leistet in Zeiten einer tendenziellen politischen Radikalisierung sicher einen wichtigen Beitrag zur F\u00f6rderung eines demokratischen Verst\u00e4ndnisses. Auch k\u00f6nnen im Geschichts- und Sozialkundeunterricht die Ursachen und Wirkungszusammenh\u00e4nge extremer gesellschaftlicher Entwicklungen bewusst gemacht werden.<\/p>\n

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Die reale Grundlage f\u00fcr Wohlstand, gut bezahlte Arbeitspl\u00e4tze und sozialen Frieden als bestes Mittel gegen radikale Tendenzen in einer demokratischen Gesellschaft schaffen aber die Wirtschaft und die Industrie<\/strong><\/h3>\n

Es w\u00e4re daher auch und gerade aus gesellschaftspolitischer Sicht brandgef\u00e4hrlich, eine innovationsgetriebene Industrienation ihrer naturwissenschaftlich-technischen Grundlagen zu berauben.<\/p>\n

Leider bildet der Umgang mit dem Fach Chemie in der geplanten Stundentafel des G9 ein weiteres Mosaiksteinchen in dem hier gezeichneten Bild einer kritischen Entwicklung der naturwissenschaftlich-technischen Bildung, die wir seit einigen Jahren beobachten.<\/p>\n

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