{"id":4989,"date":"2016-06-02T10:44:57","date_gmt":"2016-06-02T08:44:57","guid":{"rendered":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/?p=4989"},"modified":"2018-07-31T16:34:43","modified_gmt":"2018-07-31T14:34:43","slug":"jugend-forscht-preistraeger-2016-ausgezeichnet-der-zweite-preis-im-fachgebiet-chemie-geht-nach-bayern","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/jugend-forscht-preistraeger-2016-ausgezeichnet-der-zweite-preis-im-fachgebiet-chemie-geht-nach-bayern\/","title":{"rendered":"\u201eJugend forscht“ Preistr\u00e4ger 2016 ausgezeichnet: der zweite Preis im Fachgebiet Chemie geht nach Bayern"},"content":{"rendered":"

Die Siegerinnen und Sieger des 51. Bundesfinales von \u201eJugend forscht“ stehen fest. In Anwesenheit der Stellvertretenden Ministerpr\u00e4sidentin und Schulministerin von Nordrhein-Westfalen Sylvia L\u00f6hrmann sowie der Pr\u00e4sidentin der Kultusministerkonferenz und Bremer Bildungssenatorin Dr. Claudia Bogedan wurden die talentierten Jungforscher bei der Siegerehrung in Paderborn ausgezeichnet. <\/strong><\/p>\n

191 Jugendliche mit insgesamt 110 innovativen Projekten \u2013 davon 27 Teilnehmer mit 16 Projekten im Fachgebiet Chemie \u2013 hatten sich f\u00fcr das diesj\u00e4hrige Bundesfinale von \u201eJugend forscht\u201c qualifiziert. F\u00fcr die Chemie ist seit Jahren der Fonds der Chemischen Industrie Preisstifter.<\/p>\n

F\u00fcr die Entwicklung einer chemischen Synthese f\u00fcr Edelsteine auf Basis von alpha-Aluminiumoxid belohnte die Jugend-forscht-Jury im Bundeswettbewerb 2016 Friedrich Wanierke (17), Christian Sch\u00e4rf (18) und Paul Rathke (18) vom Albert-Schweitzer-Gymnasium, Erfurt, mit dem ersten Preis im Fachgebiet Chemie. 2.500 Euro gab es f\u00fcr das Forschungsprojekt der drei Sch\u00fcler aus Th\u00fcringen, die mit diesem Preis den Bundessieg im Fachgebiet Chemie errangen.<\/p>\n

Das Sieger-Projekt<\/strong><\/h3>\n

Der Abbau von Edelsteinen schadet der Umwelt und findet oft unter menschenunw\u00fcrdigen Bedingungen statt. Da beispielsweise Rubine und Saphire eine Mixtur von Aluminiumoxid und bestimmten Metallen sind, kann man sie wom\u00f6glich selbst herstellen \u2013 so die Idee von Christian Sch\u00e4rf, Paul Rathke und Friedrich Wanierke. Das Trio experimentierte mit verschiedenen Schmelz- und Kristallisationsverfahren, analysierte den Syntheseverlauf und die gewonnenen Pulverpartikel und Kristalle. Dabei mussten die Jungforscher feststellen, dass die Natur ein besonders f\u00e4higer Chemiker ist. Zwar gelang es den dreien, winzige Rubin-Einkristalle herzustellen. Der Weg zu einem gro\u00dfen Edelstein aus dem Labor aber ist schwieriger als gedacht.<\/p>\n

Christian Sch\u00e4rf, Paul Rathke und Friedrich Wanierke \u00fcberzeugten die Jury durch hohes experimentelles Geschick, fundiertes Fachwissen und die professionelle Nutzung materialwissenschaftlicher Methoden. Mit gro\u00dfer Ausdauer und Kreativit\u00e4t bearbeiteten sie ihr Thema und stellten ihre Ergebnisse auf mitrei\u00dfende Weise dar.<\/p>\n

Hintergrund<\/strong><\/h3>\n

Den 51. Bundeswettbewerb richtete die Stiftung Jugend forscht e. V. zusammen mit dem Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) in Paderborn aus.<\/p>\n

Der Fonds der Chemischen Industrie stiftete verschiedene Preise. Schon traditionell gab es wie in den Vorjahren f\u00fcnf Preise im Fachgebiet Chemie sowie drei Sonderpreise. Die drei Sonderpreise, die mit je 1.000 Euro dotiert sind, wurden wie gehabt f\u00fcr den Bereich Biotechnologie, f\u00fcr eine Arbeit mit gro\u00dfer Bedeutung f\u00fcr eine nachhaltige Entwicklung in der Chemie und f\u00fcr chemische Nanotechnologie vergeben. Insgesamt liegt die H\u00f6he der Fonds-Preisgelder auch im 51. Bundeswettbewerb wieder bei 10.500 Euro.<\/p>\n

Im Jahr 2011, dem Internationalen Jahr der Chemie, hatte der Fonds seine F\u00f6rderung bei Jugend forscht ausgeweitet indem er zus\u00e4tzlich zu den genannten Preisen im Bundeswettbewerb auch die Chemiepreise bei allen Regional- und Landeswettbewerben stiftete und sich so 2011 mit insgesamt 50.000 Euro bei Jugend forscht engagierte. Dieses erweiterte Engagement von 50.000 Euro j\u00e4hrlich hat der Fonds f\u00fcr f\u00fcnf Jahre, 2012 bis 2016, fortgeschrieben; er geh\u00f6rt damit zu den Haupt-F\u00f6rderern von Jugend forscht.<\/p>\n

Die weiteren Preistr\u00e4ger 2016<\/strong><\/h3>\n

2016 ging der zweite Preis<\/strong> im Fachgebiet Chemie an Michael Eibl (18) und Sandra Krogner (18) vom Johann-Michael-Fischer-Gymnasium Burglengenfeld. Das Thema des bayerischen Duos war die Gewinnung eines Bl\u00fcten\u00f6ls von Impatiens glandulifera und Identifikation der Inhaltsstoffe. Das Springkraut z\u00e4hlt hierzulande zu den weniger beliebten Pflanzen. Urspr\u00fcnglich aus dem Himalaya stammend droht es heimische Arten zu verdr\u00e4ngen. Alle bisherigen Versuche, das Gew\u00e4chs zur\u00fcckzudr\u00e4ngen, brachten nur m\u00e4\u00dfigen Erfolg. Michael Eibl und Sandra Krogner suchten daher nach Wegen, einen Nutzen aus der kaum zu bek\u00e4mpfenden Pflanze zu ziehen. Sie analysierten die Bl\u00fcten und wiesen in deren \u00d6len Substanzen nach, die in der Medizin genutzt werden k\u00f6nnen. Das extrahierte Bl\u00fcten\u00f6l, dessen Duft die Jungforscher als \u201ekomplex-blumig\u201c beschreiben, k\u00f6nnte au\u00dferdem zur Kreation von Parfums dienen, \u00e4hnlich wie man es von Rosen\u00f6l kennt. Vielleicht ziehen dann in Zukunft Bl\u00fctenpfl\u00fccker durch die Landschaft \u2013 und bremsen so die weitere Expansion des Springkrauts.<\/p>\n

An Benedikt Pinktat (19) vergab die Jury den dritten Preis<\/strong> im Fachgebiert Chemie. Er forschte an der Herstellung von Silber-Nanodr\u00e4hten und deren Verwendung f\u00fcr transparente leitende Beschichtungen. Leuchtdioden transparent wie Fensterglas \u2013 das ist eine der Ideen, die Benedikt Pintat verfolgt. Dazu hat er faszinierende Gebilde hergestellt \u2013 Dr\u00e4hte aus Silber mit einem Durchmesser von nur wenigen Nanometern. Der Jungforscher entwickelte eine raffinierte Produktionsmethode f\u00fcr die Nanodr\u00e4hte: Basis waren einige Chemikalien, darunter eine Ethylenverbindung sowie Silbernitrat. Durch sorgf\u00e4ltiges R\u00fchren und Heizen bildeten sich die hauchfeinen Silberdr\u00e4hte, die Benedikt anschlie\u00dfend mit ausgefeilten Analyseverfahren nachweisen konnte. Die neue Methode, so hofft er, k\u00f6nnte f\u00fcr die Industrie hochinteressant sein und nicht nur durchsichtige LEDs erm\u00f6glichen, sondern auch biegsame Displays oder transparente Solarzellen. F\u00fcr dieses Projekt gab es zus\u00e4tzlich einen der insgesamt drei Sonderpreise des Fonds, den Preis f\u00fcr chemische Nanotechnologie. Schon im Vorjahr war Benedikt Pinktat erfolg- und siegreich gewesen \u2013 2015 war er noch Sch\u00fcler am Walther-Rathenau-Gymnasium, Bitterfeld, und hatte den zweiten Preis im Fachgebiet Chemie erhalten. Er pr\u00e4sentierte damals neue Erkenntnisse zu plasmatischen Vorg\u00e4ngen bei der Elektrolyse in w\u00e4ssrigen L\u00f6sungen. Damals wie auch noch heute experimentierte und forschte Benedikt Pinktat regelm\u00e4\u00dfig am ABI Lab im Technologie- und Gr\u00fcnderzentrum Bitterfeld-Wolfen GmbH in Sachsen-Anhalt.<\/p>\n

Den vierten Chemie-Preis<\/strong> erhielt ein Zweier-Team vom rheinland-pf\u00e4lzischen Gymnasium Konz. Marvin Hirth (19) und Simon Hein (19) befassten sich mit der Frage, ob Spiropyran ein effizienter, haltbarer und massentauglicher Datenspeicher sein k\u00f6nnte. Ein Molek\u00fcl gleich ein Bit \u2013 das ist der Traum vieler Forscher, die angesichts rasant steigender Datenmengen an neuen Konzepten zu deren Speicherung arbeiten. Realisieren l\u00e4sst sich dieser Ansatz mit molekularen Schaltern wie Spiropyran und Merocyanin. Marvin Hirth und Simon Hein studierten diese beiden Isomere, die aus denselben Atomen in unterschiedlicher Struktur bestehen und sich durch das Licht bestimmter Wellenl\u00e4ngen ineinander \u00fcberf\u00fchren lassen. Damit k\u00f6nnen sie die f\u00fcr die Datenspeicherung n\u00f6tigen Zust\u00e4nde \u201e0\u201c und \u201e1\u201c abbilden. Die Jungforscher untersuchten mit spektralfotometrischen Verfahren, wie Temperatur und Wellenl\u00e4nge die Gleichgewichtsreaktion zwischen beiden Isomeren beeinflussen. So erhielten sie Aufschluss \u00fcber die Effizienz und Haltbarkeit eines auf diesen chemischen Verbindungen basierenden Datenspeichers.<\/p>\n

Den f\u00fcnften der vom Fonds gestifteten Chemie-Preise<\/strong> konnte Sebastian Obst (17) mit nach Hause nehmen nach Nordrhein-Westfalen ins Cornelius-Burgh-Gymnasium, Erkelenz. Er untersuchte die Anwendbarkeit und Verarbeitung von fotochromen Molek\u00fclen in Polymeren. Sebastian Obst ist fasziniert von sogenannten molekularen Schaltern. Diese Molek\u00fcle k\u00f6nnen beispielsweise bei Lichteinwirkung umkehrbar ihre Farbe \u00e4ndern. Dieser Effekt wird in fototropen Brillengl\u00e4sern genutzt. Der Jungforscher wollte wissen, ob ein solcher Farbwechsel auch in Kunststoffen funktioniert. Daf\u00fcr synthetisierte er einen dieser Schalter-Stoffe mit dem Namen DNBP (Dinitrobenzylpyridin) und mischte ihn in verschiedene Polymere. Dabei ver\u00e4ndert sich das Verhalten des DNBP deutlich. Der Farbwechsel ist wesentlich langsamer und h\u00e4ngt von der Temperatur der Probe ab. Sebastian Obst vermutet, dass die molekularen Schalter in enge Wechselwirkung mit der Kunststoffmatrix treten und dabei gehemmt werden. Schalter und Polymer m\u00fcssen daher in ihren Eigenschaften exakt aufeinander abgestimmt werden, damit sie funktionieren.<\/p>\n

Die Sonderpreise <\/strong><\/h3>\n

Den ersten Fonds-Sonderpreis<\/strong>, den Preis f\u00fcr Biotechnologie, vergab die Jury an Axel Schlindwein (19), und Corinna Nowak (18). Im Heidelberger Life-Science Lab am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) optimierten sie die Beeinflussung des Stoffwechsels einer Mikroalge durch externe Faktoren. Axel Schlindwein und Corinna Nowak fanden heraus, dass Gr\u00fcnalgen besonders viele energiereiche Fette und \u00d6le bilden, wenn ihnen bestimmte N\u00e4hrstoffe fehlen. Sie lie\u00dfen Algen unter Zugabe verschiedener N\u00e4hrmedien \u00fcber vier Wochen in einem selbst konstruierten Plattenreaktor wachsen. Dann analysierten sie die Proben fotometrisch und chromatografisch. Das Ergebnis: Bei einem Mangel an Stickstoffsalzen wachsen die Zellen zwar langsamer, produzieren aber doppelt so viel Fetts\u00e4ure. Verantwortlich daf\u00fcr ist ein bestimmtes Enzym, das die Fettsynthese bei Mangelern\u00e4hrung beschleunigt. Durch genetische Ver\u00e4nderungen, so glauben die beiden Jungforscher, k\u00f6nnte man die Algen dazu bringen, die gebildeten Fetts\u00e4uren kontinuierlich auszuscheiden. Daraus lie\u00dfe sich beispielsweise Biokraftstoff herstellen.<\/p>\n

Der zweite Fonds-Sonderpreis<\/strong>, der Preis f\u00fcr eine nachhaltige Entwicklung in der Chemie, ging an Johannes Hammer (15) vom Georg-Cantor-Gymnasium, Halle (Saale). Schrott zur Geruchsbeseitigung im Abwasser war das Forschungsthema des Sch\u00fclers aus Sachsen-Anhalt. In Abwasserkan\u00e4len bildet sich Schwefelwasserstoff. Dieses Gas, das beispielsweise f\u00fcr den typischen Gestank fauler Eier verantwortlich ist, riecht nicht nur unangenehm. In h\u00f6heren Konzentrationen ist es f\u00fcr Menschen sogar gef\u00e4hrlich. Johannes Hammer suchte daher einen Weg, den im Abwasser stets vorhandenen Schwefel in eine ungef\u00e4hrliche Verbindung umzuwandeln. Dies gelang ihm durch Eisenstreifen, die er ins Abwasser h\u00e4ngte und unter Strom setzte. Durch diese Einfl\u00fcsse zersetzte sich das Eisen langsam und bildete mit dem Schwefel das schwer l\u00f6sliche und unkritische Eisensulfid. Umweltfreundliche Energie f\u00fcr einen solchen Prozess k\u00f6nnte k\u00fcnftig die Sonne liefern: Ein mittelgro\u00dfes Fotovoltaikmodul, rechnete der Jungforscher aus, reicht zur Entschwefelung des Abwassers von 60 Menschen.<\/p>\n

Den dritten Sonderpreis<\/strong> des Fonds, dem Preis f\u00fcr chemische Nanotechnologie, vergab die Jury an Benedikt Pinktat (19), den sie auch mit dem dritten Preis im Fachgebiert Chemie auszeichnete.<\/p>\n

 <\/p>\n

Die Preistr\u00e4ger-Brosch\u00fcre und weitere Informationen finden Sie auf der Jugend-forscht-Homepage: http:\/\/www.jugend-forscht.de\/wettbewerbe\/bundeswettbewerb-2016\/preistraeger.html<\/a><\/span><\/p>\n

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