{"id":13225,"date":"2023-03-09T10:10:05","date_gmt":"2023-03-09T09:10:05","guid":{"rendered":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/?p=13225"},"modified":"2023-03-09T13:51:27","modified_gmt":"2023-03-09T12:51:27","slug":"vci-quartalsbericht-42022-stimmung-heller-sorgen-bleiben","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/vci-quartalsbericht-42022-stimmung-heller-sorgen-bleiben\/","title":{"rendered":"VCI-Quartalsbericht 4\/2022: Stimmung heller, Sorgen bleiben"},"content":{"rendered":"
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Die chemisch-pharmazeutische Industrie hat im vierten Quartal 2022 ihre Talfahrt fortgesetzt. Die Produktion brach weiter ein und die Kapazit\u00e4ten waren nicht ausgelastet. Die sinkende Nachfrage der industriellen Kunden sowie r\u00fcckl\u00e4ufige Erzeugerpreise f\u00fchrten im letzten Quartal des Jahres auch zu einem R\u00fcckgang der Ums\u00e4tze im In- und Ausland.<\/p>\n
Der Blick in die Zukunft hat sich in Deutschlands drittgr\u00f6\u00dfter Industriebranche dagegen etwas aufgehellt. Die deutlich gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise der vergangenen Monate haben die Situation inzwischen stabilisiert. Die Talsohle scheint erreicht. Der Verband der Chemischen Industrie rechnet aber nicht mit einer kraftvollen Erholung. Im internationalen Vergleich hohe Energiekosten, der Auftragsmangel und Standortprobleme sprechen dagegen. Die Lage am Chemie- und Pharmastandort bleibt damit schwierig.<\/p>\n
VCI-Hauptgesch\u00e4ftsf\u00fchrer Wolfgang Gro\u00dfe Entrup kommentiert die aktuelle Situation: \u201eDie Energiekrise hat es offenbart: Deutschland hat ein enormes Standortproblem. Ob Energie, Infrastruktur, Fachkr\u00e4fte, Digitalisierung oder ein effizientes, leistungsf\u00e4higes Staatswesen: Wir glauben uns vorne, spielen aber inzwischen gegen den Abstieg. Nur ein industriepolitischer Neustart h\u00e4lt uns im Wettlauf um die M\u00e4rkte der Zukunft in der ersten Liga. Dabei gilt: Weniger ist mehr. Weniger Regulation f\u00fcr mehr Transformation. Unsere Antwort auf den IRA der USA sollte ein RRA sein \u2013 ein Regulation Reduction Act.\u201c<\/p>\n
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Die schwierige Lage der Branche ist nicht nur auf massive Preissteigerungen und Versorgungsengp\u00e4sse bei Strom- und Gas zur\u00fcckf\u00fchren. Zum bestehenden Kostenproblem kommt ein Nachfragemangel: Vielen Chemieunternehmen fehlen mittlerweile die Auftr\u00e4ge. Denn die Wirtschaft ist inzwischen weltweit im Abschwung. Das belastet nicht nur die Exporte, auch im Inlandsgesch\u00e4ft bekommen die Unternehmen die wirtschaftliche Schw\u00e4che zunehmend zu sp\u00fcren. Dabei sind die R\u00fcckschl\u00e4ge nicht allein auf die energieintensiven Industrien beschr\u00e4nkt. Zunehmend k\u00e4mpfen auch andere Branchen mit den Folgen der Inflation und steigenden Zinsen.<\/p>\n
Dass der bef\u00fcrchtete massive Einbruch der deutschen Wirtschaft ausgeblieben ist, liegt vor allem daran, dass eine akute Gasmangellage und ein Blackout verhindert werden konnten. Einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung leisteten dabei die energieintensiven Industrien, indem sie ihre Produktion drosselten und dadurch viel Gas und Energie einsparten. Zudem war der Winter ungew\u00f6hnlich warm. Mittlerweile sind auch neue LNG-Terminals einsatzbereit, sodass Deutschland seine Gaslieferungen weiter diversifizieren kann.<\/p>\n
Die deutlich gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise der vergangenen Monate d\u00fcrften die Situation im ersten Quartal 2023 stabilisieren. Das spiegelt sich auch in einem zuversichtlicher werdenden Gesch\u00e4ftsklima wider. Doch Gro\u00dfe Entrup warnt: \u201eAuch wenn sich die Stimmung aufhellt, die Sorgen bleiben und anders als in der Pandemie oder der Weltwirtschaftskrise wird es diesmal keine kraftvolle Erholung geben.\u201c<\/p>\n
Folgende vier Faktoren sprechen dagegen:<\/p>\n
Eine genaue Prognose ist angesichts volatiler Rahmenbedingungen weiterhin schwierig. Der VCI rechnet f\u00fcr das Gesamtjahr 2023 mit einem Produktionsr\u00fcckgang von rund 5 Prozent. Rechnet man das Pharmagesch\u00e4ft heraus, d\u00fcrfte die Produktion in diesem Jahr 8 Prozent niedriger liegen als 2022. Bei r\u00fcckl\u00e4ufigen Preisen wird der Branchenumsatz in diesem Jahr voraussichtlich um gut 7 Prozent sinken.<\/p>\n
Welche Auswirkungen die aktuellen Entwicklungen auf die Unternehmensstrategien haben, zeigt eine Mitgliederbefragung des VCI. Viele Unternehmen planen, die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen, unter anderem durch Investitionen in die Eigenerzeugung (zum Beispiel Solaranlagen oder Windparks) und energieeffiziente Produktionsverfahren. Ziel ist es, die nachhaltige Transformation weiter zu beschleunigen. Knapp 70 Prozent der Unternehmen gaben an, ihre Abh\u00e4ngigkeit von Vorprodukten aus L\u00e4ndern mit hohem Risikopotenzial reduzieren zu wollen und ihre Lieferketten global zu diversifizieren. Zwar stellt fast jedes zweite Unternehmen seine Globalisierungsstrategie auf den Pr\u00fcfstand, doch unterm Strich bleibt es dabei, dass die Unternehmen vom globalen Wachstum sowohl durch Exporte als auch durch Produktion vor Ort profitieren m\u00f6chten.<\/p>\n
F\u00fcr die deutsche Chemieindustrie wird entscheidend sein, wie sich Kostenstrukturen und Energiepreise mittelfristig einpendeln. Erst dann wird man sehen, welche Anlagen hierzulande noch rentabel betrieben werden k\u00f6nnen. Es wird zu einem Strukturwandel kommen, denn nicht alle Produktionsanlagen, die im Zuge der Energiekrise stillgelegt wurden, werden wieder ans Netz gehen.<\/p>\n
Schnelles Handeln ist gefragt, denn der globale Wettbewerb um die M\u00e4rkte der Zukunft hat l\u00e4ngst begonnen. \u201eUnsere Branche kann einen Strukturwandel meistern, Wertsch\u00f6pfung in Deutschland erhalten und die Versorgung der Industrie mit innovativen und nachhaltigen Materialien sicherstellen\u201c, erkl\u00e4rt Wolfgang Gro\u00dfe Entrup. Dazu braucht es jetzt ein industriepolitisches Sofortprogramm. \u201eHeute werden die Weichen daf\u00fcr gestellt, dass der Industriestandort Deutschland und Europa wieder gest\u00e4rkt wird und der Klimaschutz hier und weltweit vorankommt.\u201c<\/p>\n
Deshalb setzt sich der VCI f\u00fcr folgende Punkte ein:<\/p>\n
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