{"id":11274,"date":"2022-03-17T11:18:36","date_gmt":"2022-03-17T10:18:36","guid":{"rendered":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/?p=11274"},"modified":"2022-03-23T20:47:04","modified_gmt":"2022-03-23T19:47:04","slug":"vci-wirtschaftspressekonferenz-erwartung-der-branche-ist-gekippt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/vci-wirtschaftspressekonferenz-erwartung-der-branche-ist-gekippt\/","title":{"rendered":"VCI-Wirtschaftspressekonferenz: Erwartung der Branche ist gekippt"},"content":{"rendered":"
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Die Hoffnung der chemisch-pharmazeutischen Industrie auf einen positiven Wirtschaftsverlauf in diesem Jahr hat mit dem \u00dcberfall Russlands auf die Ukraine ein j\u00e4hes Ende gefunden. Die Erwartung der Branche von Anfang des Jahres f\u00fcr die Gesch\u00e4fts\u00adaussichten 2022 ist innerhalb weniger Wochen gekippt.<\/p>\n
Wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mitteilt, gehen nach einer aktuellen Umfrage des Verbandes 54 Prozent der Mitgliedsunternehmen von einem R\u00fcckgang bei Produktion und Umsatz f\u00fcr das laufende Jahr aus. Daher hat der VCI seine bisherige Einsch\u00e4tzung f\u00fcr das Gesamtjahr 2022 zur\u00fcckgezogen. Eine Aktualisierung kann der Chemieverband derzeit nicht vornehmen: \u201eJegliche Prognose w\u00e4re im hohen Ma\u00df spekulativ\u201c, betonte VCI-Hauptgesch\u00e4ftsf\u00fchrer Wolfgang Gro\u00dfe Entrup vor der Presse.<\/p>\n
Die wirtschaftliche und politische Lage hat sich durch den Ukraine-Krieg f\u00fcr die energie- und rohstoffintensive Chemie dramatisch ver\u00e4ndert. Die Preise f\u00fcr \u00d6l und Erdgas sind explodiert. Der finanzielle Spielraum der Unternehmen schwindet immer mehr. 70 Prozent der Unternehmen berichten \u00fcber gravierende Probleme f\u00fcr ihr Gesch\u00e4ft durch die hohen Energiepreise. 85 Prozent geben an, dass sie steigende Produktions- und Beschaffungskosten entweder gar nicht oder nur zum Teil weitergeben k\u00f6nnen.<\/p>\n
Der VCI-Hauptgesch\u00e4ftsf\u00fchrer warnte vor den massiven Folgen eines Importstopps von russischem Erdgas f\u00fcr die chemisch-pharmazeutische Industrie, die aber nicht auf sie beschr\u00e4nkt bleiben w\u00fcrden. \u201eTiefe Einschnitte in das Produktionsniveau der Branche w\u00e4ren nicht nur bei gro\u00dfen energieintensiven Unternehmen zu erwarten, sondern w\u00e4ren auch im Mittelstand und wohl \u00fcber alle Sparten hinweg unvermeidlich. \u00dcber die Wertsch\u00f6pfungsketten w\u00fcrde sich der Effekt auf die gesamte Industrie in Deutschland fortpflanzen\u201c, betonte Gro\u00dfe Entrup. Nahezu alle Branchen, so der VCI, wie etwa Landwirtschaft, Ern\u00e4hrung, Automobil, Kosmetik und Hygiene, Bauwesen, Verpackung, Pharma oder Elektronik, w\u00e4ren dann von einer Unterbrechung ihrer Lieferketten betroffen. \u201eMit einer schweren und mehrj\u00e4hrigen Rezession mit einem massiven Verlust von Arbeitspl\u00e4tzen muss gerechnet werden. Und anders als in der Finanz- und Coronakrise w\u00fcrde sich bei einer Industriekrise Deutschland nicht relativ schnell wieder erholen. Dann steht die wirtschaftliche Leistungsf\u00e4higkeit dieses Landes auf dem Spiel.\u201c Die chemisch-pharmazeutische Industrie setzt rund 2,8 Millionen Tonnen Erdgas als Rohstoff (27 Prozent des Gesamtverbrauchs) und 99,3 Terawattstunden Erdgas (73 Prozent) f\u00fcr die Erzeugung von Dampf und Strom im Jahr ein.<\/p>\n
Der VCI h\u00e4lt es unter den ge\u00e4nderten energie- und geopolitischen Rahmenbedingungen f\u00fcr dringend geboten, dass Berlin und Br\u00fcssel eine Dringlichkeitsanalyse ihrer laufenden Gesetzesvorhaben vornehmen und in drei Kategorien priorisieren. Gro\u00dfe Entrup: \u201eEin einfaches \u2018Weiter so, wie geplant\u2018 ist unverantwortlich und industriepolitisch extrem gef\u00e4hrlich.\u201c Alle zeitnahen L\u00f6sungen, die Versorgungs\u00adsicherheit und Bezahlbarkeit von Energie unterst\u00fctzen und so die Wirtschaft und Arbeitspl\u00e4tze stabilisieren, sollten aus Sicht des VCI absoluten Vorrang haben \u2013 wie etwa die zeitnahe Abschaffung der EEG-Umlage, eine Reduzierung der Energiesteuer auf das EU-Minimum oder ein vor\u00fcbergehendes Aussetzen des Ausstiegs aus der Kohleverstromung. Parallel m\u00fcsse der Ausbau erneuerbarer Energien und der n\u00f6tigen Infrastruktur mit aller Kraft \u2013 auch gegen Widerst\u00e4nde \u2013 vorangetrieben werden.<\/p>\n
Zur Kategorie \u201eAufschieben\u201c z\u00e4hlen f\u00fcr den VCI zum Beispiel das Projekt der EU-Chemikalienstrategie mit dem umfangreichen Regulierungspaket der Novellierung der REACH-Verordnung oder das nationale wie europ\u00e4ische Lieferkettengesetz. V\u00f6llig zur\u00fcckgestellt werden k\u00f6nnte aus Sicht des VCI das Br\u00fcsseler Projekt CO2-Grenzausgleich (CBAM): \u201eDie Wirksamkeit dieses Vorhabens f\u00fcr den Klimaschutz ist stark umstritten und eine WTO-konforme Ausgestaltung steht in den Sternen. Es droht ein B\u00fcrokratiemonster, das neue Handelshemmnisse aufbaut. Ein solches politisches Unget\u00fcm ist f\u00fcr die Zeit des Wiederbelebens der Wirtschaft nach der Krise absolut fehl am Platz\u201c, betonte Gro\u00dfe Entrup. Erfolg versprechender f\u00fcr mehr globalen Klimaschutz sei dagegen der Plan der Bundesregierung, internationale Partner f\u00fcr einen \u201eClub der Willigen\u201c zu gewinnen.<\/p>\n
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Um das Land besser aufzustellen bei der Resilienz der Rohstoff- und Energieversorgung, f\u00fcr den Prozess der Transformation und die internationale Wettbewerbsf\u00e4higkeit des Industriestandortes, habe die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren eine \u00fcberragende Bedeutung, so der VCI. Das Ziel der Bundesregierung, die Laufzeiten in den Beh\u00f6rden zu halbieren, d\u00fcrfe aber nicht ausschlie\u00dflich f\u00fcr den Aufbau der Infrastruktur der Energiewende und mehr Kapazit\u00e4ten von Sonne- und Windkraft gelten. \u201eDiese Vorgabe muss als genereller Anspruch auch f\u00fcr Industrieanlagen Anwendung finden, um Investitionen R\u00fcckenwind zu geben. Denn Windkraft allein macht noch keinen Klimaschutz\u201c, sagte Gro\u00dfe Entrup.<\/p>\n
Die wirtschaftliche Verflechtung der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie mit den Kriegsparteien ist zwar \u00fcberschaubar, aber nicht unerheblich: Russland und die Ukraine machen in Summe knapp 3 Prozent der deutschen Chemie- und Pharmaexporte aus. Das waren zuletzt gut 6,8 Milliarden Euro. Die Branche ist zudem mit Tochterunternehmen vor Ort aktiv: Auf die Region entfallen rund 2 Prozent ihrer Direktinvestitionen im Ausland. Die rund 70 Betriebe besch\u00e4ftigten nach Sch\u00e4tzung des VCI insgesamt etwa 20.000 Personen vor Kriegsbeginn. \u201eDie russische Invasion ist ein brutaler Anschlag auf das Selbstbestimmungsrecht der Ukraine und in keiner Weise zu rechtfertigen. Daran \u00e4ndern auch die staatliche Propaganda, L\u00fcgen und Fake News aus dem Kreml nicht das Geringste\u201c, erkl\u00e4rte der VCI-Hauptgesch\u00e4ftsf\u00fchrer.<\/p>\n
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Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) vertritt die Interessen von rund 1.900 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher Wirtschaftszweige gegen\u00fcber Politik, Beh\u00f6rden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. 2021 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCI rund 220 Milliarden Euro um und besch\u00e4ftigten \u00fcber 530.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<\/em><\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n Bildquelle: iStock-841814072 [vc_row][vc_column][vc_column_text] WirtschaftsLage der chemischen Industrie und Folgen des Ukrainekrieges Erwartung der Branche ist gekippt Explosion der Energiepreise: 70% der Unternehmen mit gro\u00dfen Problemen Gasembargo: Massive Folgen [\u2026]<\/span><\/p>\n","protected":false},"author":8,"featured_media":10124,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"ngg_post_thumbnail":0,"footnotes":""},"categories":[1474,581,45],"tags":[583,240,843,537,1490,1506,241,599,538],"class_list":["post-11274","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-1474","category-industriepolitik","category-presse","tag-konjunktur","tag-produktion","tag-produktivitaet","tag-quartalsbericht","tag-ukraine","tag-ukraine-krieg","tag-umsatz","tag-vci-quartalsbericht","tag-wirtschaftliche-lage"],"acf":[],"yoast_head":"\n
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