{"id":10766,"date":"2021-11-23T14:55:47","date_gmt":"2021-11-23T13:55:47","guid":{"rendered":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/?p=10766"},"modified":"2021-11-25T17:48:16","modified_gmt":"2021-11-25T16:48:16","slug":"tarifrunde-chemie2022-investieren-statt-verteilen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bayerische-chemieverbaende.de\/tarifrunde-chemie2022-investieren-statt-verteilen\/","title":{"rendered":"Tarifrunde #Chemie2022 – Investieren statt verteilen"},"content":{"rendered":"
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\u201eMit ihren Forderungen streut die IGBCE Sand ins Getriebe des Strukturwandels\u201c, kritisiert BAVC-Hauptgesch\u00e4ftsf\u00fchrer Klaus-Peter Stiller die heute ver\u00f6ffentlichte Forderungsempfehlung f\u00fcr die Chemie-Tarifrunde 2022. \u201eDamit der Umbruch der Industrie gelingt, brauchen wir umfangreiche Investitionen, keine umfangreichen Forderungspakete. Investieren statt verteilen \u2013 das muss das Motto f\u00fcr die Tarifrunde sein.\u201c<\/p>\n
Stiller: \u201eChemie im Umbruch vor gewaltigen Herausforderungen\u201c<\/strong><\/p>\n \u201eDie IGBCE kann nicht einerseits Milliarden-Investitionen der Unternehmen einfordern und ihnen andererseits tief in die Tasche greifen. Der Euro l\u00e4sst sich nur einmal ausgeben\u201c, sagte Stiller. \u201eDie Transformation wird ein Marathon \u2013 und die IGBCE will den Unternehmen gleich zu Beginn ordentlich Steine in den Rucksack legen. Unsere Branche kann den gewaltigen Umbruch aber nur erfolgreich anpacken, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer im internationalen Standortwettbewerb an einem Strang ziehen.\u201c Eine Steigerung der Entgeltsumme um 1 Prozent kostet die Arbeitgeber j\u00e4hrlich 350 Millionen Euro.<\/p>\n Kein Nachholbedarf aufgrund steigender Preise<\/strong><\/p>\n Auch die aktuelle Preisentwicklung ist als Begr\u00fcndung f\u00fcr Entgeltsteigerungen nicht geeignet. Diese sei zum einen Folge der ge\u00e4nderten Mehrwertsteuer sowie kurzfristiger Lieferengp\u00e4sse. Ein anderer Teil gehe auf bewusste politische Entscheidungen etwa zur Verteuerung fossiler Brennstoffe zur\u00fcck. \u201eEs ist aber nicht Aufgabe der Lohnpolitik, diese Ma\u00dfnahmen aufzufangen, zumal sie auch die Unternehmen selbst treffen.\u201c Die langfristige Entwicklung zeige: \u201eSeit 2010 sind die Preise um 16 Prozent gestiegen, die Tarifentgelte aber um fast 30 Prozent. \u201aNachholbedarf\u2018 gibt es in unserer Branche definitiv nicht\u201c, stellte Stiller fest. Vor nicht einmal f\u00fcnf Monaten wurden die Entgelte um 1,3 Prozent erh\u00f6ht. Zus\u00e4tzlich erhalten die Besch\u00e4ftigten seit diesem Jahr mehr Weihnachtsgeld: 100 Prozent statt wie bisher 95 Prozent eines tariflichen Monatsentgelts. Im Schnitt verdienen Tarif-Besch\u00e4ftigte in Vollzeit in der Chemie heute rund 64.000 Euro j\u00e4hrlich.<\/p>\n Chemie-Produktion nicht h\u00f6her als 2018<\/strong><\/p>\n Mit Blick auf die Wirtschaftsdaten der Chemie- und Pharmabranche sagte Stiller: \u201eDie Zuwachsraten in einzelnen Bereichen bei Produktion und Umsatz zeigen vor allem, wie tief der Einbruch durch die Pandemie gewesen ist. In dieser Zeit haben die Betriebe mit viel Geld und Aufwand Arbeitspl\u00e4tze gesichert. Aktuell sind die Unternehmen massiv getroffen durch Lieferengp\u00e4sse, zum Teil dramatisch steigende Rohstoffkosten und vielf\u00e4ltige Logistikprobleme. Die auf den ersten Blick ordentlichen Wirtschaftsdaten der Branche werden sich deswegen nicht \u00fcberall in entsprechende Ergebnisse \u00fcbersetzen.\u201c<\/p>\n Trotz der konjunkturellen Erholung der vergangenen Monate liegt die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie zudem weiterhin nicht h\u00f6her als 2018. Stiller: \u201eDie Kostenklemme innerhalb der Branche nimmt zu. Steigende Verkaufspreise und Ums\u00e4tze f\u00fcr die einen sind h\u00f6here Kosten f\u00fcr Vorprodukte bei anderen.\u201c Hersteller von Lacken und Farben beispielsweise profitierten nicht vom Erfolg einzelner Pharmaunternehmen. Und kunststoffverarbeitende Betriebe sp\u00fcrten massiv steigende Erzeugerpreise und damit Ums\u00e4tze weiter Teile der Petrochemie in erster Linie als Kosten f\u00fcr ihre Vorprodukte. \u201eEin Teil der Unternehmen erwartet sinkende Ums\u00e4tze oder Ertr\u00e4ge. Auch f\u00fcr diese Unternehmen muss der Fl\u00e4chentarif bezahlbar sein.\u201c<\/p>\n Hohe Wertsch\u00e4tzung f\u00fcr Schichtarbeit im Tarifvertrag<\/strong><\/p>\n \u201eSchichtarbeit ist in der Chemie- und Pharmaindustrie von gro\u00dfer Bedeutung. Etwa 30 Prozent der Besch\u00e4ftigten arbeitet teil- oder vollkontinuierlich\u201c, sagte Stiller. \u201eDie Unternehmen sch\u00e4tzen die besondere Leistung der Schichtbesch\u00e4ftigten sehr. Das zeigen die tariflichen Schichtzulagen, aber auch andere Faktoren wie Zusatzurlaub, zus\u00e4tzliches Urlaubsgeld und Entlastungen bei der Arbeitszeit\u201c, so Stiller. Ob hier tariflich weiterer Handlungsbedarf besteht, m\u00fcssten die Verhandlungen zeigen. Angesichts der hohen Entgelte und der bestehenden Regelungen sei dieser jedenfalls nicht offensichtlich. <\/strong><\/p>\n Erfolgreiche Transformation mit erfolgreichen Unternehmen<\/strong><\/p>\n Mit Blick auf die Forderung der IGBCE, den Strukturwandel per Tarifvertrag abzufedern, sagte Stiller: \u201eDass die IGBCE den Umbruch der Branche nicht kleinredet, ist ein gutes und wichtiges Signal f\u00fcr unsere Industrie. Wir m\u00fcssen den Wandel gemeinsam angehen.\u201c Dabei sollten aber auch die Sozialpartner darauf achten, den Handlungsspielraum auf betrieblicher Ebene nicht einzuschr\u00e4nken. \u201eUnsere Aufgabe als Tarifparteien ist es, die Wettbewerbsf\u00e4higkeit der Unternehmen zu st\u00e4rken. Das ist der einzig realistische Weg, um Standort und Besch\u00e4ftigung zu sichern\u201c, so Stiller. Regelungen f\u00fcr mobiles Arbeiten hatten BAVC und IG BCE bereits 2019 vereinbart. <\/strong><\/p>\n Ausbildung: Gro\u00dfes Engagement der Arbeitgeber<\/strong><\/p>\n Stiller appellierte an die Gewerkschaft, aus dem Gewinnerthema Ausbildung kein Konfliktthema zu konstruieren: \u201eDas Engagement der Unternehmen f\u00fcr die duale Ausbildung ist seit vielen Jahren auf einem Top-Niveau. Auch wenn die Zahl der angebotenen Ausbildungspl\u00e4tze infolge der Pandemie r\u00fcckl\u00e4ufig ist: Die Perspektiven f\u00fcr junge Menschen in unserer Branche sind klasse, die \u00dcbernahmezahlen hoch. Das eigentliche Problem liegt zunehmend darin, alle angebotenen Ausbildungspl\u00e4tze auch zu besetzen. 2020 blieb bereits jeder zw\u00f6lfte Platz unbesetzt. In diesem Jahr bekommen viele Betriebe die Nachwirkungen von Lockdown und Schulschlie\u00dfungen besonders zu sp\u00fcren. Die Bewerberlage ist vielerorts noch schwieriger geworden.\u201c<\/p>\n So verzeichnet der Ausbildungsmarkt 2021 nach der vorl\u00e4ufigen Bilanz der Bundesagentur f\u00fcr Arbeit (BA) nochmals einen R\u00fcckgang der gemeldeten Bewerber um gut 8 Prozent, nach \u00e4hnlich hohen Einbu\u00dfen im Jahr 2020. Im vergangenen Jahr ist es den Chemie-Arbeitgebern trotz Corona-Krise gelungen, mehr als 9.000 neue Ausbildungspl\u00e4tze anzubieten. Insgesamt besch\u00e4ftigt die Branche rund 26.000 Auszubildende in \u00fcber 50 Berufen.<\/p>\n Die Tarifverhandlungen f\u00fcr die 580.000 Besch\u00e4ftigten in den 1.900 Betrieben der Chemie- und Pharmaindustrie beginnen am 2. M\u00e4rz 2022 mit den Verhandlungen auf regionaler Ebene.<\/p>\n