Innovation & Technologie
Innovationen sind der Schlüssel zu Fortschritt, Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltiger Entwicklung. Die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie spielt dabei eine zentrale Rolle: Mit ihren Produkten und Verfahren bildet sie die Grundlage für nahezu alle Wertschöpfungsketten – von der Batterie- und Chipproduktion über die Herstellung von Pharmazeutika bis hin zur Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität. Als unverzichtbarer Innovationsmotor treibt die Branche den Wandel und ist Wegbereiter für technologische Lösungen, die globalen Herausforderungen begegnen.
Bedeutung von Innovation und Forschung
Die Chemie- und Pharmaindustrie ist eine der forschungsintensivsten Branchen Deutschlands. Fast 6 % ihres Umsatzes investieren die Unternehmen jährlich in Forschung und Entwicklung (FuE). Im Pharmabereich liegt diese FuE-Quote sogar bei rund 16 %. Diese Investitionen ermöglichen es, technologische Durchbrüche zu erzielen und die deutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb zu stärken.
Abbildung: FuE-Quote im Branchenvergleich. Anteile der internen bzw. externen FuE-Aufwendungen am Umsatz in Prozent, 2022, Quelle: Stifterverband, Destatis, VCI
Deutschland ist weltweit der viertgrößte Innovationsstandort für Chemie und Pharma und trägt erheblich zu den globalen FuE-Ausgaben bei. 83 % der weltweiten FuE-Aufwendungen werden von den sechs führenden Ländern erbracht, wobei Deutschland rund 5 % dieser Ausgaben beisteuert. Im Bereich der Chemie liegt der deutsche Anteil mit 8,4 % sogar deutlich höher. Kein anderes Land verfügt über so viele forschende Unternehmen in der Chemie wie Deutschland. Dennoch verliert Deutschland, ähnlich wie andere Industrieländer, tendenziell Marktanteile an aufstrebende Schwellenländer wie China.
Abbildung: Anteil der internen FuE-Aufwendungen (Chemie und Pharma) der Länder der Welt in Prozent, 2023, Quellen: Chemdata International, VCI
Die Chemie- und Pharmaindustrie richtet ihre FuE-Aktivitäten auf Zukunftsthemen aus, die für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) essenziell sind:
- Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft: Entwicklung CO₂-reduzierter und recyclingfähiger Produkte sowie Förderung nachhaltiger Produktionsprozesse.
- Gesundheit und Wohlergehen: Fortschritte in der Gesundheitsforschung und biotechnologische Innovationen.
- Digitalisierung und Energieeffizienz: Einsatz moderner Technologien zur Optimierung von Prozessen und Ressourcen.
Die Chemie setzt Technologieimpulse bei zentralen SDG-Themen. Rund 29 % aller SDG-bezogenen Patente haben einen direkten Bezug zur Chemieindustrie. Diese Innovationen sind unverzichtbar für Fortschritte in den Bereichen Klimaschutz, sauberes Wasser und Gesundheit.
Förderung, Eigeninitiative und Innovationshemmnisse
Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) der Chemiebranche forschen ohne staatliche Unterstützung, was ihre hohe Eigeninitiative zeigt. Nur 1,4 % der FuE-Finanzierung der Chemieindustrie stammen aus staatlichen Mitteln. Gleichzeitig eröffnet die steuerliche Forschungszulage (FZul) neue Möglichkeiten: Mit einer Bewilligungsquote von 91 % bietet sie Planungssicherheit und Flexibilität, besonders für KMU.
Politische Forderungen der Branche
Trotz dieser Stärken sieht sich die Chemieindustrie erheblichen Herausforderungen gegenüber: steigende Energie- und Rohstoffkosten, ein intensiver globaler Wettbewerb sowie komplexe Regulierungen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, fordert die chemisch- pharmazeutische Industrie ein innovationsfreundliches Gesamtsystem, das Finanzierung, Infrastruktur, Talente, Wissenstransfer und Schutz geistigen Eigentums optimal verbindet. Dies ist essenziell, um Forschungsergebnisse effizient zur Marktreife zu bringen und Innovationen nachhaltig zu fördern.
Die Innovationsagenda des VCI skizziert wichtige Maßnahmen, damit Innovationen und Forschung im Zentrum der politischen Agenda stehen:
- Regulierung und Bürokratie abbauen: Genehmigungsverfahren vereinfachen, Freiräume wie Reallabore schaffen und innovationsfördernde Rahmenbedingungen etablieren.
- Märkte ebnen und Wettbewerb fördern: Märkte für nachhaltige Produkte stärken, internationale Normen strategisch gestalten und Handelsabkommen ausbauen.
- Förderprogramme strategisch gestalten: Finanzielle Unterstützung flexibel und effizient ausrichten, Schlüsseltechnologien wie Biotechnologie und KI gezielt fördern und Förderinstrumente besser verzahnen.
- Talente gewinnen und binden: MINT-Bildung stärken, Fachkräfteeinwanderung erleichtern und gezielt in Talente investieren.
- Infrastruktur verbessern: Investitionen in digitale und technische Infrastruktur vorantreiben, Planungssicherheit schaffen und erneuerbare Energien stärken.
Die chemische Industrie ist bereit, die großen Herausforderungen der Zukunft anzunehmen – und Lösungen zu entwickeln, die globalen Wandel ermöglichen.
Weitere Positionen zu Innovation und Technologie
VCI-Innovationsagenda (Dezember 2024)
ZEW-Innovationsstudie „Innovationsmotor Chemie“ (Oktober 2024): Kurzzusammenfassung; Langfassung
Daten und Fakten zu Forschung, Entwicklung und Bildung: Innovationsstandort Deutschland (Oktober 2024)
10. Europäisches Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (FP10) (Juni 2024)
VCI Positionen zu Reallabore und Pilot- & Demonstrationsanlagen: Förderung von Pilot- & Demonstrationsanlagen (Mai 2024), VCI-Stellungnahme zu Reallabore-Gesetz (Oktober 2024)
Steuerliche Forschungszulage : Stärken der Forschungszulage (November 2023), Position zur Ausweitung (September 2023); Fazit nach drei Jahren Forschungszulage (Juli 2023)
Innovationsstudie des VCI: VCI-Innovationsstudie-Langfassung (September 2015); VCI-Innovationsstudie-Kurzfassung (September 2015)