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17. März 2022Regionale Tarifrunde #Chemie22: Verhandlungen in Bayern ergebnislos vertagt – Investieren statt verteilen!
München, 10. März 2022. Heute hat in Dornach bei München die regionale Verhandlung der Tarifrunde 2022 für die chemisch-pharmazeutische Industrie in Bayern stattgefunden. Nach einer rund zweistündigen Wirtschaftsdebatte zwischen dem Arbeitgeberverband VBCI und der Gewerkschaft IGBCE wurde die Tarifverhandlung ergebnislos vertagt.
Die Tarifgespräche waren überschattet von den Ereignissen in der Ukraine. „Die Nachrichten und Bilder, die uns aus der Ukraine erreichen, treffen uns zutiefst ins Herz. Dieser furchtbare Krieg hat mittlerweile viele sinnlose Opfer auf beiden Seiten gefordert. Unsere Gedanken sind bei allen, die durch diese Aggression des russischen Präsidenten unsägliches Leid erfahren. Es fällt schwer, in dieser Situation zur Tagesordnung einer Tarifrunde überzugehen“, sagte Albert Franz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber.
Unter Hinweis auf die Inflationsrate fordert die IGBCE unter anderem eine Entgelterhöhung, die sicherstellt, dass die Kaufkraft nachhaltig gesteigert wird sowie eine Erhöhung der Nachtschichtzuschläge auf einheitlich 25 Prozent.
Die Arbeitgeberseite lehnte das Forderungspaket der Gewerkschaft als viel zu teuer ab. Die Gewerkschaft tue sich offenbar immer noch schwer, aus den Herausforderungen für die Branche die richtigen Schlüsse zu ziehen, so der Eindruck auf Arbeitgeberseite nach Ende der regionalen Verhandlungsrunde.
Dazu VBCI-Verhandlungsführer Albert Franz: „Unsere Branche steht vor einem historischen Umbruch und Strukturwandel. Klimaneutrale Produktion, Digitalisierung, demografischer Wandel, Kreislaufwirtschaft und die EU-Chemikalienpolitik verlangen von den Unternehmen Investitionen in Milliardenhöhe. Diese Investitionen in den Standort Deutschland werden aber nur erfolgen, wenn wir hier international wettbewerbsfähig bleiben. Für dieses Mammutprojekt braucht es sowohl finanzstarke Unternehmen als auch wettbewerbsfähige Kosten. Und hierzu zählen nicht nur Rohstoffe und Energie, sondern auch der Faktor Arbeit! Und da man jeden verdienten Euro eben nur einmal ausgeben kann, geht es bei vielen Unternehmen, die sich aufgrund der stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise in einer regelrechten Kostenklemme befinden, letztendlich um die Frage: Investieren in die Transformationen und damit Zukunftssicherung oder verteilen?“
Der VBCI-Hauptgeschäftsführer Walter Vogg betont: „Angesichts der heterogenen wirtschaftlichen Situation innerhalb der mittelständisch geprägten Branche und der maximalen Unsicherheit über die weitere Entwicklung gerade auf der Kostenseite brauchen wir eine Regelung, die auf die differenzierte Lage Rücksicht nimmt und temporäre Sondersituationen nicht als Maßstab für eine einheitliche dauerhafte tarifliche Belastung nimmt. Die derzeit auch von vielen temporären Einflüssen vollkommen verzerrte Inflation kann also nicht die Grundlage für eine dauerhafte tarifliche Kostenbelastung sein. Zudem sind die Tarifentgelte in der Chemie seit 2010 um 30 Prozent gestiegen, die Verbraucherpreise dagegen lediglich um 20 Prozent – für die Beschäftigten also weiterhin ein klares Reallohnplus. Es braucht vielmehr einen Abschluss, der die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland erhält und den Unternehmen die notwendigen Investitionsmittel nicht entzieht. Aber im Grunde müssten wir uns in dieser Ausnahmesituation gemeinsam mit der Gewerkschaft überlegen, wie wir mit dieser maximalen Unsicherheit umgehen und eine tragfähige Brücke schaffen, bis wir – hoffentlich bald – wieder etwas mehr Klarheit haben, was uns in der näheren Zukunft erwartet“, so Walter Vogg weiter.
Die Verhandlungen werden ab 21. März in Hannover auf Bundesebene fortgesetzt.
Die Positionen der Arbeitgeber stehen online unter Chemie2022 zur Verfügung.
Bildquelle-Titel: Verein der Bayerischen Chemischen Industrie e.V. (VBCI)
Bildquelle Foto: IGBCE Bayern