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16. Oktober 2024KARL gefährdet die Arzneimittelversorgung

Wer ist dieser KARL?
Auf Englisch heißt KARL Urban Waste Water
Treatment Directive (UWWTD). Und, KARL steht für Kommunale Abwasserrichtlinie, die deutsche Übersetzung.
Zur Idee und ihrer Umsetzung: Manche Stoffe wie z.B. Arzneimittelwirkstoffe – insbesondere die weitverbreiteten – finden sich in Spuren in Flüssen und Seen wieder. Keine Frage, das ist nicht schön.
Die Lösung der EU: Kläranlagen sollen mit einer vierten Reinigungsstufe ausgestattet werden. Das ist natürlich eine kostspielige Angelegenheit.
Vermutlich, weil man in der Pharmabranche große Kapitalreserven vermutete, hat man das Konzept der erweiterten Produktverantwortung entworfen. Die bürokratiearme, bereits existierende Finanzierungsmethode über Abwassergebühren hätte die Kommunen gezwungen, diese zu erhöhen.
So sollen nach der Idee der EU nun stattdessen u.a. die Pharmahersteller (bzw. korrekterweise die Inverkehrbringer) die Kosten übernehmen. Ohne in die Details der Frage gehen zu wollen, wie (verwendete) Arzneimittel und ihre Metaboliten ins Abwasser gelangen: Sind dafür wirklich die Arzneimittelhersteller verantwortlich? Oder nicht vielleicht doch der Patient/Bürger? Und wäre das existierende Finanzierungsmodell nicht viel passender?
Das eigentlich Tragische dieser UWWTD ist aber, dass sich niemand Gedanken über die Wirkung gemacht hat. Denn bei den problematischen Arzneimitteln handelt es sich fast ausnahmslos um sogenannte OTC-Arzneimittel, die ohne Rezept in der Apotheke gekauft werden und Generika, also solche, die im Preiswettbewerb von wenigen Herstellern produziert werden. Die Margen für die Inverkehrbringer sind minimal. Von z.B. 13 EUR für eine Packung Ibuprofen oder Diclofenac in der Apotheke erhalten die Inverkehrbringer ohnehin nur unter 10ct (Der Rest geht an Apotheken, Großhändler und den Fiskus). Die Marge liegt bei diesen Arzneimitteln daher heute schon im einstelligen Cent-Bereich oder darunter.
Was wird wohl passieren, wenn diese Hersteller jährlich mehrere Milliarden Euro (Der VCI schätzt 1,6 bis 2,5 Mrd. EUR pro Jahr für Deutschland) in ein Umlagesystem zahlen müssen, um ihre Produkte weiter verkaufen zu können?
Antwort: Es ist zu erwarten, dass sie sich vom ohnehin nicht auskömmlichen deutschen (und europäischen) Markt zurückziehen werden!
Dann gibt es weder die dringend benötigten Arzneimittel noch eine Finanzierungsquelle für die Kläranlagen. Gut, die braucht man dann ja auch nicht mehr.
Willkommen in Schilda!
Bildquelle: iStock-1619434608